Zahnpastaproduktionsjugendbuch verzweifelt gesucht

Heute fiel mir mal wieder das Jugendbuch ein, das ich vor 20 oder mehr Jahren mal gelesen habe und drigend suche:

Zwei Kinder denken sich, dass sich Zahnpasta viel besser und billiger herstellen lassen könnte, wenn man auf das ganze Werbe- und Glitzerbrimborium verzichtet. Gesagt getan, Zahnpasta selbst angerührt, in alten Marmeladengläsern in der Nachbarschaft viel billiger verkauft. Großer Erfolg. Aber sie kommen neben Schule und Bäumeklettern nicht nach mit der Produktion und müssen andere Jungs bezahlen, damit sie mithelfen; irgendwann Tuben organisieren, weil die Gläser ausgehen; dazu auch eine Tubenfüllmaschine; dann jemanden, der sich ganztags um die Produktion kümmern kann; und ums Management; dann um Werbung – und am Ende kommt genau so eine (und genauso teure und glitzerbrimboriumumrankte) Zahnpasta dabei raus, wie die, zu der sie anfangs eine Alternative schaffen wollten…

Hat jemand eine Idee?

Vielgesuchte Wörter. Heute: Der Bannerschlepp.

Douglas Adams und John Lloyd haben 1983 ein kleines Büchlein mit dem Titel „The Meaning of Liff“ vorgelegt. Darin schlagen sie kleine neue Wörter für Dinge, Gefühle und Begebenheiten vor, die jeder kennt, aber die noch kein eigenes Wort abbekommen haben.

AHENNY (adj.)
The way people stand when examining other people’s bookshelves.

AMBLESIDE (n.)
A talk given about the Facts of Life by a father to his son whilst walking in the garden on a Sunday afternoon.

CORFE (n.)
An object which is almost totally indistinguishable from a newspaper, the one crucial difference being tat it belongs to somebody else and is unaccountably much more interesting that your own – which may otherwise appear to be in all respects identical. Though it is a rule of life that a train or other public place may contain any number of corfes but only one newspaper, it is quite possible to transform your own perfectly ordinary newspaper into a corfe by the simple expedient of letting somebody else read it.

Eine deutsche Version von Sven Böttcher namens „Der tiefere Sinn des Labenz“ gibt es auch, sowie eine deutsche Webseite, die bisher unbenannte Gegenstände und Gefühle sammelt.

Oft ist die Lage aber die: Es gibt schon ein Wort für etwas, das ich umständlich zu erklären versuche, es kennt nur kaum jemand. Ein Jammer!

Gestern bin ich über ein solches Wort gestolpert:

Bannerschlepp, der:
Bei einem Bannerschlepp wird ein Schleppbanner im Flugzeugschlepp geschleppt.

Sie wissen schon: Werbebanner, die von einem kleinen Flugzeug am Himmel entlanggezogen werden und auf denen z.B. steht „Alles Gute Herfried„. Oder „Sauft Doppelbock!“ Oder „Kauft mehr!„.

In der Alltagssprache wird das Wort viel zu selten verwendet. Praktisch wäre es für Polizeiberichte: „Der Taschendieb muss zugeschlagen haben, als ein Bannerschlepp meine Aufmerksamkeit auf sich zog.“ Oder für Romantisches: „Ich gestand ihr meine Liebe mit einem Bannerschlepp.“ Und natürlich lässt sich auch eine großartige neue zwonullige Veranstaltungsform daraus machen: Der Barschlepp.

Von Siebenzwergen und gelben Seitenverlagen

Vielleicht ist das gelb zu grell und die Werbetexter haben nicht gemerkt, wann der Kopf unkontrolliert auf die Leertaste knallt. Oder das orthographische Zentrum im Hirn war vom Debilenquizerfinden schon dollarzeichentrunken durchweicht? Man weiß es nicht… Das Ergebnis jedenfalls springt uns derzeit überall in dieser Form entgegen:

Gelbeseiten und Siebenzwerge

Wieviel ist fast unendlich viel?

Mathematisch und vor allem philosophiosch betrachtet ist das Thema „Unendlichkeit“ ein recht schwieriges. Stellen Sie sich nur mal vor, Sie sind Manager eines Hotels mit unendlich vielen Zimmern, die alle belegt sind und auf dem Parkplatz warten unendlich viele Busse mit jeweils unendlich vielen Passagieren. Können Sie es schaffen, jedem Passagier ein Zimmer zu geben, wenn Sie unendlich viel Zeit haben? Dass die Antwort „ja“ lautet ist alles andere als trivial und führt directement zu den mathematischen Konzepten verschiedener Unendlichkeiten.

Ach! Da gähnt die Werbewirtschaft nur. Bei ihr ist Unendlich etwas viel, viel einfacheres und selbst hochphilosophische Fragen wie nach dem „fast unendlichen“ lassen sich lässig mit „500“ beantworten:

Fast unendlich viel

Aus Tradition so tun als ob. Universitäre Selbstbehauptungen.

2004 war es noch Spaß. Da haben im Auftrag der ZEIT drei Werbeagenturen so getan, als ob deutsche Hochschulen so etwas wie Unternehmen seien. Die müssten sich dann ja auch mit werberischen Mitteln auf einem Markt behaupten. Und griffig sein. Heraus kam Putziges: Deutschlands härteste Denkschule für die Uni Witten/Herdecke, „Raus aus der Masse“ für die Uni Münster und „Kommt zusammen!“ für die FU Berlin.

Mittlerweile ist es Ernst.  Das Scholz&Friends-polierte Leuphana-Beispiel samt Video-Satire kennt natürlich mittlerweile jeder. Jetzt rüstet der Rest der Republik nach.

Hochschulen werden Marken. Eine ordentlich Marke braucht natürlich einen Claim. Ihr wisst schon: „Fielmann – mit den Zweiten sieht man besser“, „Opel – die tun was“, „Miele weiß, was Frauen wünschen“. Und so weiter. Eben etwas, das die Marke ins Gehirn brennt.

In den letzten Wochen sind mir gleich mehrere neuere und ältere Claims deutscher Hochschulen über den Weg gelaufen:

Universität zu Köln
Gute Ideen. Seit 1388.
(scheint bislang hauptsächlich in Stellenanzeigen verwendet zu werden)
Westfälische Wilhelms-Universität Münster
wissen.leben
(mit drolligen Subclaims wie wissen.leben.campus, wissen.leben.sehen, wissen.leben.wir oder wissen.leben.award. Was steht dann wohl an den Toiletten?)
Universität Rostock
Oben angekommen.
(Hart an der Grenze zum Kalauer)
Universität Hamburg
Tor zur Welt der Wissenschaft.
(Sehr staatsmännisch und hanseatisch seriös. Aber langweilig.)
Universität Paderborn
Die Universität der Informationsgesellschaft.
(Ja, wenn die’s sagen… Aber weiß das auch die Informationsgesellschaft?)
WHU Otto Beisheim School of Management
Excellence in Management Education.
(Nichts anders hätte ich da erwartet.)
Universität Duisburg-Essen
Wissenschaft an Rhein und Ruhr.
(Sehr sinnig und irgendwie … treffend.)
Technische Universität München
TUM. Die unternehmerische Universität.
(Huch?! Warum das? Wer unternimmt denn da?)
Technische Universität Dresden
Wissen schafft Brücken.
(Auch kalauergefährdet. Und angesichts der Waldschlösschenbrücken-Sache nicht so richtig positiv besetzt.)
Universität Leipzig
Aus Tradition Grenzen überschreiten
(Find ich pfiffig. Aber eine schöne Story ist auch: KEine Geschichte mit Zukunft.)

Fazit: Kein klarer Trend auszumachen. Wortspielerische, regionale und blödsinnige Vorschläge halten sich irgendwie die Waage. Sicher gibt es aber noch einige mehr. Hat jemand Hinweise auf hier fehlende Hochschul-Claims?

Und was ist eigentlich mit unserer schönen Universität Osnabrück, die weder Claim noch schmückenden Namen hat? Vielleicht bodenständig-handfest „Die gelbe Uni mit dem roten Dach“? Oder lieber was Schwammiges Hintergründiges wie „Überraschend durchdacht“? Ein anderer, herrlich ehrlicher Vorschlag wurde ja leider schon früher abgelehnt.

Rent-a-Scharfschütze

So ein Auto würde in Deutschland sicherlich für reichlich Aufsehen sorgen:

Rent a Scharfschütze - Armeewerbung in Riga

Da bekommt das Wort „Überfallkommando“ eine ganze neue Bedeutung, möchte man meinen und gleich zum Hörer greifen, um bei den ewig lauten Nachbarn endlich mal aufräumen zu lassen.

Aber nein, kein privater Sicherheitsdienst, kein Abenteuerpark, kein Söldnerverleih. Die lettische Armee versucht so, um Nachwuchs zu werben.

P.S.: Das Wort „Dienests“ ist wohl ein Lehnwort aus dem Deutschen. Kein Wunder, schließlich hatten die Letten jahrhundertelang mit deutschbaltischen Gutsherren zu tun.

Zeit sparen auch Sie…

…durch Stenographie!

Bei Grabstätten werden die Nutzungsgebühren üblicherweise für einen langen Zeitraum im Voraus entrichtet. Bei Werbeflächen am Münsteraner Hauptbahnhof muss das ganz ähnlich sein, denn heute morgen (2008! Juni!) habe ich dieses hübsche Schild entdeckt:

stenographie_muenster_bahnh1.jpg

»Wiederbelebung durch freie Systemwahl« klingt stark nach Egon Krenz. Aus der Zeit muss das Schild auch ungefähr stammen, es sei denn, die Wiederbelebung der Kurzschrift hat schon bei der Postleitzahl gefruchtet.

Zum Beweis der Aktualität noch dieses. Oder hat das was miteinander zu tun?

stenographie_muenster_kln.jpg