EM der Autokorsi, Finale

Eigentlich darf man das ja gar nicht mehr Autokorso nennen, was sich da am Sonntag nach dem EM-Finale abspielte. Aus dokumentarischen Gründen aber dennoch:

[youtube:http://www.youtube.com/watch?v=GMy0QPHZYTU]

Immerhin noch ein paar Highlights für den Autokorsoafficionado:

  • 0:27 bis 0:47: Maximalbeflaggung. Da muss gehupt werden, auch wenn das eigene Team verloren hat.
  • 1:20 bis 1:24: Echte Spanier. Und sie haben mich entdeckt.
  • 2:18 bis 2:19: Schlimm, was man heutzutage alles kaufen kann.

Ach ja, Silencer: Weiter die Straße runter ist tatsächlich eine Ampel und wie schon im ersten Autokorsi-Beitrag geschrieben: „Ich wohne in der Innenstadt, an einer kleinen und eigentlich recht ruhigen Nebenstraße, die aber leider Neumarkt und südliche Stadtausfahrt unter Umgehung des nur für Busse freigegebenen Teils der Johannisstraße auf dem kürzesten Wege verbindet.“

Seit Sonntag abend ist es wieder ruhig.

EM der Autokorsi, Teil 2

Die EM geht weiter, die Autokorsi gehen weiter. Da ich eine ganze Woche weg war, konnte ich mein Ranking der Autokorsonationen nicht weiterführen, aber ich habe gehört, dass die Türkei und Russland mächtig aufgeholt haben, Spanien jedoch enttäuscht hat. Heute dann der große Gegenschlag der Deutschen.

Eineinhalb Stunden nach Spielende spielten sich immer noch Szenen wie diese vor meiner Haustür ab:

[youtube:http://youtube.com/watch?v=YacWCKJL3uI]

Germanflags über den Wolken

An anderer Stelle hat Silencer kürzlich davor gewarnt, mit Deutschlandfähnchen am Fahrzeug allzu leichtfertig umzugehen. Denn: Der Spritverbrauch steigt enorm! T-Online dazu:

„Je mehr es flattert und je schneller man fährt, umso mehr Sprit verbraucht man“, warnt ein Techniker. Auf Überlandfahrten oder auf der Autobahn müsse man mit einem Mehrverbrauch von einem halben Liter pro 100 Kilometern rechnen. „Der Verbrauch steigt nicht linear, sondern überproportional. Das ist nicht zu unterschätzen“, sagte der Experte.

Der halbe Liter ist sicherlich anteilig am Gesamtverbrauch zu sehen, also sagen wir mal 5% Verbrauchserhöhung. Und wenn ich doppelt so schnell fahre, vervierfacht sich jeweils der Mehrverbrauch, denn:

p_wind.jpg

Nehmen wir also an: Mein Fahrzeug bewegt sich mit 800km/h und verbraucht 375 Liter auf 100 km.

Dann müsste also durch nur eine Flagge der Verbrauch um 50% steigen. Bei einer Strecke von 1500 km sind das immerhin 2512 Liter. Für eine Flagge!

Unsinnige Rechnung? Nee, guck mal da:

flugzeug_deutschland_flagge.jpg

Die Detailvergrößerung zeigt, dass es sich um eine handelsübliche Seitenfensterflagge handelt, nur die Fixierung ist verstärkt worden:

flugzeug_deutschland_flagg2.jpg

Wenn auch das Halbfinale überstanden ist, könnte es noch schlimmer werden. Dann fangen sicherlich auch Schiffe an, Deutschlandflaggen in den Wind zu hängen.

Michaels Ballacks und Arnes Friedrichsa

Da hat sich doch gestern abend noch eine nette kleine Blueskneipe gefunden, in der es Fußball zu sehen gab. Und mal wieder: Die Eigenart der lettischen Sprache, beim Herumdeklinieren auch vor Namen nicht Halt zu machen, sorgt auch bei Fußballkommentaren für Schmunzler. Michaels Ballacks hat also das 3:1 geschossen und ich habe nur verhalten gejubelt, weil ich der einzige Deutsche weit und breit war.

Amüsant am Rande: Meine Blogstatistik hat mir verraten, dass heute nacht um 2:38 jemand bei Google nach „Rechtslage Autokorsi“ gesucht hat. Und bei mir gelandet ist. Man kann sich jedenfalls ungefähr vorstellen, was der Grund für diese Suchanfrage war 😉

EM der Autokorsi vor meiner Haustür

Viel schlimmer noch als alles Fahnezeigen, Wimpelschwenken und public-viewing-selige Fremdenknuddeln sind Autokorsi.

Bei Goethe heißt es dazu: …fahren die Kutschen nach und nach in den Korso hinein, in derselben Ordnung, wie wir sie oben beschrieben haben, als von der sonn- und festtägigen Spazierfahrt die Rede war, nur mit dem Unterschied, daß gegenwärtig die Fuhrwerke, die vom venezianischen Palast an der linken Seite herunterfahren, da, wo die Straße des Korso aufhört, wenden und sogleich an der andern Seite wieder herauffahren….

Ich wohne in der Innenstadt, an einer kleinen und eigentlich recht ruhigen Nebenstraße, die aber leider Neumarkt und südliche Stadtausfahrt unter Umgehung des nur für Busse freigegebenen Teils der Johannisstraße auf dem kürzesten Wege verbindet. Gern staut sich nachmittags vor meiner Haustür der Verkehr. Oder auch spätabends, weil mindestens die Hälfte aller spontan begeisterten Autokorsisti hier zum Stehen kommen und hemmungslos herumhupen – dummerweise in beide Richtungen! Da merkt man wenigstens, dass Osnabrück eine sehr internationale Arbeiterstadt ist. Besonders zu erwähnen sind da die vielen portugiesischen und spanischen Mitbürger, ehemals als Gastarbeiter bei Karmann angeworben (und berühmt geworden durch den Streik im Jahre 1973, um 5 Wochen zusammenhängenden Urlaub zu erreichen).

Gerade jetzt sind die Fans der türkischen Nationalmannschaft an der Reihe. Sehr ausdauernd, wie ich anmerken muss. Das veranlasst mich, eine kleine Zwischenbilanz zu ziehen. Wessen Mannschaft bekommt die lautesten, längsten und innovativsten Autokorsi? Berücksichtigt werden konnten natürlich nur bislang siegreiche Mannschaften – besonders der Korso der Schweizer hätte mich schon interessiert.

7. Niederlande und Schweden. Kein Autokorso in Osnabrück. Ist das Furcht? Gibt es hier keine Niederländer oder Schweden? Auch kein Fahrradkorso oder Weihnachtsbaumgewerfe.

6. Tschechien. Keine nennenswerten Korso-Aktivitäten. Weil’s das Auftaktspiel war, ist mir das aber kaum aufgefallen.

5. Kroatien. Man könnte es höflich nennen. Bemerkbar, aber nicht aufdringlich. Vielleicht waren es auch nur zu wenige.

4. Spanien. Hätte mehr sein können. Sieger auf der Enttäuschungsskala. 4:1 wäre doch wahrlich ein Grund gewesen, oder?

3. Deutschland. Bislang noch verhalten. Gab aber ja erst ein Spiel. Ordentlich gestartet, aber noch viel Steigerungspotenzial.

2. Türkei. Sehr ausdauernd. Oft mit musikalischer Unterstützung und vielen weiblichen Jubelschreien. Langanhaltende, kaum abflachende Korsointensität direkt nach Spielende. Eine knappe Stunde nach Abpfiff steigt der Schalldruck heute immer noch an. Ich kann mehrere Dutzend Hupen parallel problemlos auseinanderhalten.

1. Portugal. Die lautesten. Nicht die ausdauerndsten, aber die heftigsten. Ich bin überzeugt, dass viele Autohupen extra vorher aufgerüstet wurden. Der Portugiesen-Korso-Tsunami vor meinem Arbeitszimmer sollte als neue Norm für schallschluckende Fensterisolierungen verwendet werden. Dann gibt es nie wieder Ärger mit Fluglärm und die Fensterdichtungsindustrie hat für die nächsten Jahrzehnte ausgesorgt.

Seien wir gespannt, wie es weitergeht. Ich erwarte mir noch einiges von Italien, Polen oder Griechenland. Gespannt wäre ich auf Österreich, San Marino, Russland oder die Färöer. Der Vatikan war ja kürzlich schon da.

Geistige Brandstiftung

In der letzten Woche vor der EM rauschte ein Pseudoskandal um die böse polnische Presse durch den Blätterwald. Die zum Springer-Konzern gehörende polnische Zeitung „Fakt“ fiel durch drastisch bebilderte und formulierte Anti-DFB-Team-Artikel auf. Die zum Springer-Konzern gehörende deutsche Zeitung „BILD“ machte daraus einen Generalangriff auf das deutsche Volk. Das wichtigste polnische „FAKT“-Konkurrenzblatt „Super Express“ legte mit den berühmten abgeschlagenen Köpfen nach. „BILD“ konnte wütend zurücktreten. Und so weiter und so fort.

Ich nenne so etwas „geistige Brandstiftung“.

Wie abhängig oder unabhängig die Blätter auf beiden Seite der Grenze auch immer sein oder nicht sein mögen: Die Hintergründe und Anfänge der Geschichte waren und sind von Anfang an für jeden an vielen Stellen offengelegt und kritisch beleuchtet worden. Wer es dennoch versäumt, diese fragwürdigen Aspekte des ganzen „Krieges“ miteinzubeziehen, macht sich mitschuldig.

Zufällig habe ich heute drei, vier Interviews im EM-Umfeld (alles GEZ-finanzierte Massenmedien) mit irgendwelchen Fußball-Experten oder Polen-Experten oder Fanerwartungs-Experten oder was auch immer gehört. In jedem dieser Interviews wurden angebliche Angriffe „der polnischen Presse“ oder gar „Polens“ auf wahlweise die „deutsche Mannschaft“, „Deutschland“ oder „uns“ vom Interviewer thematisiert. Kein Wort von „BILD“, kein Wort von der Springer-Beteiligung auf polnischer Seite.

Aber da fällt mir ein: Gilt der Pressekodex überhaupt für Sportreporter? Sie berichten ja – zumal beim Profifußball – über keine realen Ereignisse im engeren Sinne, sondern über den frugaleren Teil von „pane et circensem“.

Und nur mal als Ausblick wohin das führen kann – im bundesdeutschen Strafgesetzbuch gibt es einen Paragraphen, der u.a. besagt:

Mit Freiheitsstrafe bis zu drei Jahren oder mit Geldstrafe wird bestraft, wer Schriften, die zum Haß gegen Teile der Bevölkerung oder gegen eine nationale, rassische, religiöse oder durch ihr Volkstum bestimmte Gruppe aufstacheln, zu Gewalt- oder Willkürmaßnahmen gegen sie auffordern oder die Menschenwürde anderer dadurch angreifen, daß Teile der Bevölkerung oder eine vorbezeichnete Gruppe beschimpft, böswillig verächtlich gemacht oder verleumdet werden, verbreitet, …

end of medium

Gerade in der Wikipedia gesehen:

Das Kürzel EM bezeichnet […]:

  • den ASCII-Code 25, „end of medium“

ITWissen.info weiß noch ein bisschen mehr:

Das Steuerzeichen End of Medium (EM) kennzeichnet das physische oder logische [Ende] des Speichermediums. […] Mit End of Medium kennzeichnet man die Position an der das Ende der Aufzeichnungskapazität erreicht ist. Diese Position wird durch ein Kontrollsignal angezeigt.

Kontrollsignal? Hat das was mit den Flaggen zu tun?