Eine Universität ist ein komplexes Imperium aus Königreichen, Fürstentümern, abtrünnigen Republiken, besetzten Gebieten, verwaisten Landstrichen und Erbpfründen. Kein Wunder, dass eine alle Untertanen umspannende elektronische Terminverwaltung da nicht vom Himmel fällt.
Stellen Sie sich also vor, Sie bekommen so einen Anruf:
Guten Tag, ich rufe im Auftrag von Herrn Meier-Schultzemüller an und soll einen Termin für die nächste wichtige Arbeitsgrupppenbesprechung mit Ihnen und den anderen Teilnehmer vereinbaren. Haben Sie am Montag, 26.6. von 10-11 Uhr Zeit?
Guten Tag auch. Moment, da muss ich eben in meinen Kalender schauen – ja, da habe ich Zeit.
Und am Montag, 26.5., 11-12 Uhr?
Ja, da hätte ich auch Zeit.
Und am Montag, 26.5., 12-13 Uhr?
Nein, da nicht.
Und am Montag, 26.5., 13-14 Uhr?
Nein, da nicht.
Und am Montag, 26.5., 16-17 Uhr?
Ja, das ginge.
Und am Montag, 26.5., 17-18 Uhr?
Nein, da nicht.
Dienstag, 27.5., 8-9 Uhr?
Ja.
Dienstag, 27.5., 9-10 Uhr?
Ja.
Dienstag, 27.5., 10-11 Uhr?
Nein.
Dienstag, 27.5., 11-12 Uhr?
Ja.
Mittwoch, 28.5., 8-9 Uhr?
Ja.
Mittwoch, 28.5., 9-10 Uhr?
Ja.
Mittwoch, 28.5., 10-11 Uhr?
Nein.
Mittwoch, 27.5., 11-12 Uhr?
Vielleicht.
Vielleicht geht nicht.
Bitte?
Geht nicht. Sie müssen ja oder nein sagen.
Das weiß ich aber noch nicht.
Dann nehmen wir nein. Donnerstag, 28.5., 14-15 Uhr?
Ja.
Donnerstag, 28.5., 15-16 Uhr?
Ja.
Donnerstag, 28.5., 16-17 Uhr?
Nein.
Donnerstag, 28.5., 17-18 Uhr?
Nein.
Freitag, 29.5., 10-11 Uhr?
Ja.
Freitag, 29.5., 11-12 Uhr?
Ja.
Freitag, 29.5., 12-13 Uhr?
Ja.
Freitag, 29.5., 13-14 Uhr?
Ja.
Freitag, 29.5., 14-15 Uhr?
Ja.
Freitag, 29.5., 15-16 Uhr?
Ja.
Freitag, 29.5., 16-17 Uhr?
Ja.
Montag, 1.6., 8-9 Uhr?
Nein. Da bin ich die ganze Woche nicht da.
Macht nichts, ich muss trotzdem einzeln fragen. Montag, 1.6. 9-10 Uhr?
Nein.
Montag, 1.6., 10-11 Uhr?
Nein.
Montag, 1.6., 11-12 Uhr?
Nein.
Dienstag, 2.6., 8-9 Uhr?
Nein.
Dienstag, 2.6., 9-10 Uhr?
Nein.
Dienstag, 2.6., 10-11 Uhr?
Nein.
Dienstag, 2.6., 11-12 Uhr?
Nein.
Mittwoch, 3.6., 8-9 Uhr?
Nein.
Mittwoch, 3.6., 9-10 Uhr?
Nein.
Mittwoch, 3.6., 10-11 Uhr?
Nein.
Mittwoch, 3.6., 11-12 Uhr?
Nein.
Donnerstag, 4.6., 14-15 Uhr?
Nein.
Donnerstag, 4.6., 15-16 Uhr?
Nein.
Donnerstag, 4.6., 16-17 Uhr?
Nein.
Donnerstag, 4.6., 17-18 Uhr?
Nein.
Freitag, 5.6., 10-11 Uhr?
Nein.
Freitag, 5.6., 11-12 Uhr?
Nein.
Freitag, 5.6., 12-13 Uhr?
Nein.
Freitag, 5.6., 13-14 Uhr?
Nein.
Freitag, 5.6., 14-15 Uhr?
Nein.
Freitag, 5.6., 15-16 Uhr?
Nein.
Freitag, 5.6., 16-17 Uhr?
Nein.
Montag, 8.6., 10-11 Uhr?
Ja.
Montag, 8.6., 11-12 Uhr?
Ja.
… und so weiter…
So ein Quatsch, denken Sie jetzt. Erstens würde niemand so bräsig fragen und zweitens würde niemand so bräsig-geduldig antworten. Aber weit gefehlt! Dank eines seuchenartig um sich greifenden Tools namens Doodle rollt eine Welle von derartigen Terminabstimmungsorgien durch deutsche Hochschulen. Natürlich ist das unheimlich praktisch und quasi alternativlos, wenn man keine vernünftige gemeinsame Terminverwaltungssoftware hat.
Aber nur dann, wenn es um maximal 3-4 Terminalternativen geht. Mir einfach 80-100 mögliche Termine vor die Füße zu knallen und denken: »Nun geh mal deinen Kalender für die nächsten Wochen durch und klick mal schön!« ist irgendwie frech. Zumindest effektiv Arbeitszeit vernichtend.
(P.S.: An die, die sich jetzt angesprochen fühlen: Nein, ihr wart es nicht allein.. ;-))