Claudio Dondi, Präsident der European Foundation for Quality of E-Learning macht den Anfang. Sehr ausführlich und gründlich arbeitet er heraus, dass Qualität ein sehr relativer Begriff ist. Es komme darauf an, welche Akteure in welchen Sektoren aktiv sind und welche Qualitätsanforderungen die Beteiligten aus ihrer Perspektive mitbringen. Er unterscheidet beim E-Learning subjektive und objektive Qualitätsfaktoren. Objektive sind: Kontext, Quellen und Prozesse. Subjektive: Zugang über einen Anwendungsektor, Rolle innerhalb dieses Sektor (Lehrer haben andere Maßstäbe als Schüler) und Werte bzw. Visionen und Meinungen über die Welt. Dondi unterscheidet dabei so etwas wie die „Civic World“, die „Merchant World“ und die „Industrial World“.
Um in diesem sehr weit gesteckten Rahmen Qualität verlässlich beurteilen und managen zu können, verweist er auf das Seequel Quality Framework. Dieses Framework bietet für den Evaluator oder E-Learning-Entwickler eine Liste gewichtbarer Kriterien. Qualität ist damit ein Verhandlungsprozess: Nach der initialen Positionierung des eigenen Vorhabens im Kriterienraster folgt die Diskussion und Verhandlung über abweichende Einschätzungen, dann die „Explication of visions“, die zu einer „Vision of Quality“ führt. Es folgt die Implementierung und im Rückfluss das Feintunig der vorher formulierten Vision.
E-Learning, führt Dondi aus, könne vieles heißen. Zwischen formalisierung und informell, sowie „abgeschottet“ und „extended learning context“ spannt er ein zweidimensionales Koordinatensystem auf, in dem typische Szenarien verortet werden können: Z.B. E-Learning in Schulen (abgeschottet und formalisiert) gegenüber E-Learning als ein Nebeneffekt von Online-Kommunikation (informell und extended).
E-Learning 2010 sei eher I-Learning: innovative, intelligent, integrated, inter-personal, imaginative, inclusive und insgesamt: I (Ownership of Learning). Damit könne neues Wissen generiert werden, statt nur kontrolliertes Wissen verbreitet; die Rolle des Lehrer werde angereichert und schlussendlich neue Lernergruppen erreicht, die vorher im formalisierten Bildungssystem keinen Platz (mehr) gefunden haben. Gedanken sind sehr schnell, so Dondi weiter, Trends etwas langsamer und noch langsamer institutioneller Wandel. Daher brauche es noch Zeit, bis I-Learning Alltag ist.
Zum zweiten großen Thema des Vortrags – Innovation – kommt Dondi aus Zeitmangel nur kurz. Der „Human Touch“ sei entscheidend, Innovation ohne Einbeziehung der Betroffenen sinnlos. Innovationsprozesse, Lebenslanges Lernen und Informations- und Kommunikationstechnologie (ICT) sieht er als gegenseitig verbundenes Dreieck, in dessen Mitte E-Learning stehen könne und solle.
Schlusswort: „Innovation can never be imposed.“