Tolle Tools: Festplatte fest im Blick mit Sequoia View. Oder: Mammutbäume sinnvoll beschneiden.

Wer kennt das nicht? Die Festplatte oder neuerdings auch der USB-Stick sind fast voll, Aufräumen ist angesagt. Aber: Wo anfangen? Bei mehreren Dutzend Ordnern, Unterordnern und Unterunterordnern beginnt bereits das Problem, dass ich gar nicht weiß, wo die größten Platzfresser stecken, welche überflüssigen Riesendateien und Riesenordner, sprich: Leichen im Keller, ich noch herumliegen habe.

Die ohnehin für deutsche Ohren besonders putzig-sympathische niederländische Sprache liefert den entscheidenden Lösungshinweis:“Plattegrond“, d.h. „Grundriss“. Und hier ist eben der Grundriss der Festplatte gemeint. Ob dieser sprachlichen Koinzidenz ist es auch nicht verwunderlich, dass das ultimative Festplattenwucherungsüberblickstool aus den Niederlanden stammt: Sequoia View. Auf anderer sprachlicher Ebene passt der Name auch. Bei einem Mammutbaum (Sequoia) den Überblick über jeden Zweig zu behalten, erfordert schließlich auch besondere Maßnahmen.

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Eleganter Blödsinn Einstellung Mediaplayer Dialog

Früher war Winamp das Tool, um unter Windows Mp3s und andere Klangdateien abzuspielen. Heute gibt es ganz viele Mediaplayer und um sich überhaupt noch zu unterscheiden, haben sich alle bis an die Zähne mit gigantischen Featurearsenalen bewaffnet. Mein Ideal eines Mediaplayers ist ja immer noch der gute alte Plattenspieler, der auch so was wunderbar Haptisches hatte. Vor allem hatte er keine drölfmillionen Knöpfe und kam schon gar nicht auf die Idee, die Plattensammlung mit in seine Obhut nehmen zu müssen, damit ich leichter, schneller und besser suchen könne.

Zur Ordnung meiner Mp3-Sammlung nutze ich das Dateisystem. Da kann ich Ordner anlegen, die Dateien sinnvoll benennen und alles ist prima. Ein paar Mediaplayergimmicks hätte ich allerdings doch ganz gern. Z.B. automagisch hinzugesuchte Infos und Links aus dem Internet, sinnlose aber amüsante Statistikfunktionen und so weiter. Mit keinem der verbreiteten Player war ich so richtig zufrieden.

Foobar2000 ist wirklich toll, aber doch etwas spartanisch. iTunes ist bääh, denn ich verstehe das Ding einfach nicht. Außerdem übersehe ich vor lauter Gedöns immer die Play-, Pause- und Skip-Knöpfe. aTunes hat mir gefallen, weil es diese tolle Sicht auf meine Festplatte mitgebracht hat, die mir genau die Ordnung zugänglich macht, die ich mir selbst ausgedacht habe. Aber: Es stürzt unter Windows reproduzierbar ab und vergisst dann alles, was es je indiziert und gezählt hat. Den VLC media player nutze ich für Videos, für Musik ist mir die Playlistenverwaltung zu anstrengend.

Also habe ich mich nach Jahren der Abstinenz mal wieder Winamp zugewandt. Es ist ein Monster geworden! Außerdem träge und voller wirrer Spieloptionen. Das mussten auch die überforderten Übersetzer einsehen und lieferten konsequenterweise diesen Dialog ab:

neue_elegante_ansicht.jpg

Gemeint sind wahrscheinlich »Smart views« und für »smart« liefert leo immerhin ja auch »elegant« als ersten Übersetzungsvorschlag. Damit lassen sich – sehr flexibel und mittel boolscher Operatoren mächtig mächtig – eigene Sichten auf die Medienbibliothek definieren. Zum Beispiel: »Gib mir mit einem Klick alle Jazz-Stücke aus den Dreißigerjahren, die ich in den letzten 72 Stunden mehr als ein mal gehört habe.« Das kann mein Plattenspieler nicht. Aber bei dem sehe ich immerhin, welche Platten noch warm vom letzten Hören auf dem Stapel neben ihm liegen.

Vielleicht bin ich ja einfach nur altmodisch. Schließlich verstehe ich nichtmal Winamps Unterscheidung zwischen klassischem und modernem Scrollen:

modernes_scrollen.jpg

Demnächst wird es wohl wieder Foobar2000. Tolles Ding! Es spielt einfach Musik ab.

Abends schreddert man den Mercedes

So ungefähr genau heute vor 15 Jahren habe ich meine erste E-Mail geschrieben. Von unix05 (das war ich) an unix07, im Unix-Kurs eine Woche vor Beginn meines Studiums; und ich fand es zugleich exotisch, aufregend und – ein wenig nutzlos. Denn unix07 saß mit mir im gleichen Raum, aber ich wusste gar nicht, wer unix07 ist und außer unix01 bis unix12 kannte ich niemanden, der eine E-Mail-Adresse besitzt. Also fiel der Inhalt der hin und her gehenden Mails nicht besonders sinnreich aus. Aber: Es funktionierte und für den technisch Begeisterten kann das schon mehr als zufriedenstellend sein. Hätte ich voraussehen können, dass nur eine halbe Generation später das Medium E-Mail genauso selbstverständlich sein wird wie damals Brief oder Telephon? Dass etwas namens Internet langsam aber sicher dem Fernsehen, dem Radio und dem Einkaufsbummel den Rang abläuft? Dass die Leute mit ihren Telephonen photographieren?

Die Futurologie ist eine Disziplin, die in der Vergangenheit wenig Fortune bewiesen hat. Zur Jahrtausendwende haben wir uns alle amüsiert über alte Entwürfe des Lebens im Jahr 2000, die meist auch kaum eine Generation alt waren. Wie also werden sich Gesellschaft und Technologie weiterentwickeln? Wie sieht unser Alltag in 10, 20, 50 Jahren aus? Der Telepolis-Band »what if? Zukunftsbilder der Informationsgesellschaft« traut sich, diese Frage in 25 Beiträgen aufzugreifen. Ein gelungenes Buch, wie ich finde, auch wenn (oder gerade weil) die Beiträge in Anspruch, Wissenschaftlichkeit und Zielrichtung sehr weit auseinander gehen.

Sicherlich werden alle konkreten Vorhersagen (der Band enthält allerdings auch viele grundlegendere Texte) irgendwie danebenliegen und in 10 Jahren werden einige Beiträge höchstens belustigend wirken. Aber sie sagen dann auch mehr über unser Jetzt im Jahre 2007 aus, als über unser Morgen. Vielleicht ist das ohnehin der Zweck der Futurologie: Der Geschichtsschreibung von Morgen etwas zu hinterlassen, das verdeutlicht, welche Ziele, Ängste und Hoffnungen wir hatten.

Bernhard Frankens Beitrag »youProd – vom Rapid Prototyping zur Rapid Production« dreht sich um die Frage, inwiefern billig verfügbare 3D-Drucker unseren Alltag durcheinanderwirbeln könnten – und ein Portal wie youTube zum Austausch von Druckvorlagen für Alltagsgegenstände avanciert. Gestolpert bin ich darin über einen erschreckend denkbaren wie fernen Abschnitt:

Morgens braucht man eine Kaffeetasse, also druckt man eine aus. Nachmittags braucht man ein Spielzeugauto zum Spielen mit dem Sohn, also schreddert man die Kaffeetasse zu Granulat, druckt sich einen Spielzeugmercedes im Maßstab 1:87 und legt los. Abends fehlt die Zahnbürste, also schreddert man den Mercedes und druckt sich eine Zahnbürste aus.

Kann ich mir in der Zukunft jeden gewünschten Gegenstand einfach selbst ausdrucken? Oder den Teller und die Designervase vom Nachbarn einfach kopieren? Unsinn? Uninteressant? Reine Science Fiction? Weshalb würde jemand mit einem Telephon photographieren wollen??

8-Bit Lagerfeuer

Wirklich großartige Musik, noch dazu in einer eigen- wie einzigartigen Stilmixtur, das neue Album »8-Bit Lagerfeuer« von Pornophonique. Da packe ich sogar mal den Mantel des orthographischen Schweigens aus. Außerdem zum Kostenlos-Runterladen unter einer CC-Lizenz. Ich sage: Hören, Freuen, Feuern!

http://www.pornophonique.de

http://www.jamendo.com/de/album/7505/

Anspieltipps: Sad Robot, Space Invaders, Take me to the bonus level because I need an extra life (und alle anderen)

Aus der Worterfinderwerkstatt

Wie’s scheint, habe ich kürzlich versehentlich das Wort »elektrosozial« erfunden. Das war mir nicht bewusst. Es war einfach da. Ganz so, als sei es schon immer dagewesen. Ohne dass ich hätte suchen müssen. Ich weiß noch: PeterLichts »Elektroreise« hatte ich im Ohr, an jenem Tag:

Lass uns ein Transportmittel nehmen
Und lass und hinfahrn fahrn fahrn
Wo’s schön is

Lass uns über die Berge fahren
Lass uns
Lass uns über die Berge fahren

Und irgendwann, irgendwann
Wiedersehn, Wiedersehn
Im Elektroland

Dem Wunder der biochemischen Forschung
Um mit den Engeln dem Wunder der biochemischen Forschung
Zuzuschaun
Zuzuschaun

Ja. Und dann war es da und stand da und war in der Welt. Und jetzt? Trage ich Verantwortung? Habe ich Rechte? Einsperren kann ich das Wort nicht, es erziehen, auf die raue Welt und die böse Konkurrenz vorbereiten. Dafür ist es zu spät. Einen bösen Bruder hat es sogar schon geboren: »elektroasozial«. Ich dachte eher an etwas Warmes. Und an die feine Ironie, die wir im virtUOS den anglizismendurstigen Marketing-Strategen entgegenzusetzen versuchen, indem wir jedes hippe »e« vor »Learning«, »Procurement«, »Logistics«, »Business« oder »Government« zu einem »elektro« verniedlichen bis verballhornen. Das ist nicht absichtlich brutal, wie DrNI meint, sondern reiner Selbstschutz.

Jedenfalls: Beobachten kann ich es, das kleine Wörtlein, das so kurz nach seiner Geburt schon ins Freie gestoßen wurde. Und weil ich immer schonmal ein unfassbar sinnvolles WordPress-Widget programmieren wollte, ist heute abend in nur 27 Minuten das »Google Hit Counter Widget« entstanden. Rechts könnt ihr es bewundern: Man aktiviere es, ziehe es in die Widget-Leiste und gebe ihm eine knappe Handvoll wundersamer Wörter mit. Die nimmt es brav und befragt das große Google-Orakel. Die Trefferanzahl wird dann schlicht und einfach ausgegeben. Also: Hier und wann-auch-immer kann ich überprüfen, wie es dem Elektrosozialen an sich ergeht. Wächst es, findet es Freunde und wird es stark und selbständig? Oder verkümmert es im freien Kampf der besten Ideen und treffendesten Wörter? Wir werden sehen und berichten regelmäßig an dieser Stelle. Stand heute, 1. September 2007: 10 Treffer. Alle hier, im Wortistik-Blog und daraus zitierenden Quellen.

Ach ja: Falls jemand glaubt, das Widget sei es wert, verallgemeinert und veröffentlicht zu werden, dann hilft ein Kommentar an dieser Stelle. Ideen, Zustimmung und Ablehnung in den Köpfen kann Google nämlich noch nicht erfassen.

Der Quantifikatoren Gier

Irgendwie bin ich vorhin ausnahmsweise mal in der deutschen PHP-Hilfe gelandet und dabei über einen Satz gestolpert, von dem ich glaube, dass er verdeutlicht, warum normale Menschen Programmierer bisweilen für seltsame Menschen halten:

Dieser Modifikator kehrt die Gier von Quantifikatoren um, sodass sie standardmäßig nicht gierig sind, aber gierig werden, wenn ihnen ein „?“ folgt.

Und dabei ist doch völlig klar, was gemeint ist. Warum auch sollten Quantifikatoren Eigenschaften wie Gier oder Zufriedenheit, Freundlichkeit oder Zorn abgesprochen werden? Und, seien wir doch mal ehrlich zu uns selbst: Werden wir nicht alle gierig, wenn uns ein „?“ folgt?

Heute schon von morgen trinken

Tobias mit Poster

Dieses zugegebenermaßen qualitativ minderenthusiasmierende Bild des Autors bot kürzlich Anlass zu der Frage: »Sag mal, dieses rote Poster, gibt’s das auch auf deutsch?«. Der routinierte Theleprompt-Leser ahnt schon die bittere Wahrheit: Das Poster IST auf deutsch. CeBit 2005. Das ebenso deutsche Motto: »Get the spirit of tomorrow.« Also sowas wie: »Bekomme den Sprit von morgen.« Prost!

Räuberische Apfelprodukte bedrohen auch deine Wellen!

Heute morgen war die Welt noch in Ordnung. Wenn das rote Lämpchen an meinem Telefon leuchtete, habe ich auf meinen Unified-Messaging-Link geklickt und mein kleiner feiner foobar-Player hat mir brav alles vorgespielt, was mein Anrufbeantworter gespeichert hat.

Jetzt nicht mehr. Jetzt muss ich eine Minute warten, finde vor lauter Gedöns die Pause- und Nochmalhörenknöpfe nicht mehr und bin sehr unglücklich. Was ist passiert? Ein harmlos aussehendes Fenster kam herbei gepoppt und teilte mir mit, dass ein Stück Apfel auf meinem Rechner schlecht geworden sei und durch Frischsoftware ersetzt werden müsse. Dabei hat sich das iTunes-Update dann ungefragt allerlei Verknüpfungen geschnappt und hält sich jetzt für den Standardplayer für alles mögliche.

Mir konnte eh noch niemand erklären, wozu ich das Ding brauche. Zeit, es wegzuwerfen.