Mit inzwischen einer halben Stunde Verzögerung treten Tim Schmidt und Verena Barbosa Duarte von der Uni Osnabrück aufs Podium, um über die Entwicklung einer medienspezifischen Podcast-Didaktik zu berichten. Sie gehen von den Diskussionen der letzten Podcast-Tagung aus und überlegen, wie die didaktischen Potenziale der Technologie besser ausgenutzt werden können.
Schmidt und Duarte unterscheiden begrifflich „Podcasts“ als technische Distributionsform und „Podcasting“ als sozialen und kommunikativen Prozess. Infrastruktur in Osnabrück bietet das Zentrum für Informationsmanagement und virtuelle Lehre mit technischer und didaktischer Unterstützung sowie einem Studio für profesionelle Audio- und Videoproduktion. Die Uniblogs-Blogfarm und das Portal Lernfunk bilden den technischen Rahmen.
E-Learning-Podcasts unterscheiden Schmidt und Duarte nach Dozenten- und Studierendenpodcasts und liefern Beispiele.
Im Dozentenpodcast „Mr. Bergs, I have a question“ werden häufige Fragen Studierender in Vorlesungen und Sprechstunden nach kurzen, griffigen Definitionen beantwortet – 40 kurze Episoden sind so entstanden. Die Nutzung der Kommentarfunktion ist aber noch förderungsbedürftig. Ein zweiter Dozentenpodcast für ein Filmbildungsseminar gibt zusätzlichen Input für das Seminar und die einzelnen Episoden dienen als Beispiele für die von den Studierenden zu erbringenden Leistungen. Bislang wurde der Podcast begleitend für ein einzelnes Präsenzseminar eingesetzt, im nächsten Semester wird er an verschiedenen niedersächsischen Hochschulen in Blended-Learning-Konzepten eine noch größere Rolle spielen.
Ein Beispiel für Studierendenpodcasts werden aus dem Fach Anglistik Beispiele angeführt, die als optionale Prüfungsleistungen dienen, die Sprachkompetenz verbessern und außerdem einen Pool für das Fach Linguistik aufbauen sollen. Die Reaktionen der Studierenden waren nach anfänglichen Bedenken sehr positiv. Sie schätzen besonders, lebendigere Darstellungsformen ausprobieren zu können. Um Studierende bei der Podcast-Erarbeitungzu unterstützen, bekommen sie am Anfang des Semesters einen strukturierenden Arbeitsplan ausgehändigt.
In den Erziehungswissenschaften werden Studierende im bereits erwähnten Filmbildungsseminars ermuntet, in einem jeweils eigenen Blog das Semester über Fragestellungen zu behandeln und in einem abschließenden Podcast zusammenzufassen. Die Form ist dabei freigelassen und der Podcast wird im Umfang eines Leistungspunktes als Prüfungsleistung anerkannt. Auch dieses Szenario wird auf mehrere Hochschulen in Niedersachsen ausgeweitet.
Geplant ist für die kommenden beiden Semester ein interkultureller Austausch zwischen deutschen und US-amerikanischen Studierenden. Ergebnis werden Podcasts sein, die von binationalen Gruppen interaktiv vorbereitet und gemeinsam erstellt wurden.
Die „Schlüsselkompetenz Podcasting“ betrachten Schmidt und Duarte in Rahmen einer produktionsortientierten Mediendidaktik. Technische Kompetenzen stehen neben Anforderungen, Themen für das Medium angemessen aufzubereiten.
Als Fazit fordern die Vortragenden, Podcasts immer vor dem Hintergrund eines didaktischen Szenarios zu entwickeln, d.h. neue Formen zu erfinden, kommunikative Potenziale des Mediums auszuschöpfen und über den lokalen Kontext hinauszudenken.
Die Diskussion fragt nach Distributionsformen bei iTunes. Karsten Morisse kann berichten, dass iTunesU ab dem nächsten Jahr auch in Deutschland verfügbar sein wird. Dann ruft die Mittagspause.