Vielgesuchte Wörter. Heute: Der Bannerschlepp.

Douglas Adams und John Lloyd haben 1983 ein kleines Büchlein mit dem Titel „The Meaning of Liff“ vorgelegt. Darin schlagen sie kleine neue Wörter für Dinge, Gefühle und Begebenheiten vor, die jeder kennt, aber die noch kein eigenes Wort abbekommen haben.

AHENNY (adj.)
The way people stand when examining other people’s bookshelves.

AMBLESIDE (n.)
A talk given about the Facts of Life by a father to his son whilst walking in the garden on a Sunday afternoon.

CORFE (n.)
An object which is almost totally indistinguishable from a newspaper, the one crucial difference being tat it belongs to somebody else and is unaccountably much more interesting that your own – which may otherwise appear to be in all respects identical. Though it is a rule of life that a train or other public place may contain any number of corfes but only one newspaper, it is quite possible to transform your own perfectly ordinary newspaper into a corfe by the simple expedient of letting somebody else read it.

Eine deutsche Version von Sven Böttcher namens „Der tiefere Sinn des Labenz“ gibt es auch, sowie eine deutsche Webseite, die bisher unbenannte Gegenstände und Gefühle sammelt.

Oft ist die Lage aber die: Es gibt schon ein Wort für etwas, das ich umständlich zu erklären versuche, es kennt nur kaum jemand. Ein Jammer!

Gestern bin ich über ein solches Wort gestolpert:

Bannerschlepp, der:
Bei einem Bannerschlepp wird ein Schleppbanner im Flugzeugschlepp geschleppt.

Sie wissen schon: Werbebanner, die von einem kleinen Flugzeug am Himmel entlanggezogen werden und auf denen z.B. steht „Alles Gute Herfried„. Oder „Sauft Doppelbock!“ Oder „Kauft mehr!„.

In der Alltagssprache wird das Wort viel zu selten verwendet. Praktisch wäre es für Polizeiberichte: „Der Taschendieb muss zugeschlagen haben, als ein Bannerschlepp meine Aufmerksamkeit auf sich zog.“ Oder für Romantisches: „Ich gestand ihr meine Liebe mit einem Bannerschlepp.“ Und natürlich lässt sich auch eine großartige neue zwonullige Veranstaltungsform daraus machen: Der Barschlepp.

Streik beendet. Und Kommentar zur Kommentardiskussion.

Der Thēleprompt-Blogstreik ist vorbei. Ihr alle habt brav kommentiert und nebenbei eine größere Diskussion über Sinn und Zweck von Blogkommentaren losgetreten. Gut so! Das war ja schließlich auch das beabsichtigte Ergebnis.

Um mal zur Kommentardiskussion etwas auszuholen, ein paar Gedanken zu den Uniblogs.

Wenn ich jemandem von den Uniblogs erzähle, ernte ich manchmal ein verwirrtes  Fragezeichengesicht: „Wieso? Dafür gibt es doch blogger oder blogspot oder was auch immer. Jeder bekommt an jeder Ecke ein kostenloses Blog hinterhergeworfen.“ Trotzdem leisten wir uns die Uniblogs, die Kosten für die Uni sind moderat, aber vorhanden.

Wenn ich anderen von den Uniblogs erzähle, ernte ich manchmal ein gequältes Ausrufezeichengesicht: „Aber das vielzu gefährlich! Da können dann Studenten ja einfach irgendwas schreiben und es steht auch noch Uni dran.“ Eben. Das ist einer der Gründe, warum es die Uniblogs gibt: Den Mitgliedern der Uni eine zeitgemäße Web-Plattform zu geben, wo sie – nicht nur aber eben auch – in ihrer Rolle als Mitglieder der Universität veröffentlichen können.

Wenn ich noch wieder anderen von den Uniblogs erzähle, ernte ich manchmal ein zweifelndes Auslassungspunktegesicht: „Das funktioniert doch eh nicht. Wieso sollten Blogs Lernen, Lehren und Forschen verändern oder gar verbessern?“ Wir glauben: Doch, kann es. Und zwar auf mehreren Ebenen:

1. Sichtbarkeit nach außen erhöhen. Was passiert da eigentlich in dieser unserer Uni? Was denken, hoffen, wollen Studierende und Wissenschaftler? Was wird gelehrt und geforscht und warum? Und sei es nur das schnöde Argument, dass derzeit Blogbeiträge in den Suchmaschinen weit oben erscheinen: Wer etwas über sein Lernen, seine Lehre, seine Forschung einer breiteren Öffentlichkeit zugänglich machen will, hat mit einem Uniblog gute Chancen dazu. Den Stempel relativer Seriosität gibt es die Uni-URL dazu.

2. Sichtbarkeit nach innen erhöhen. Mensaflyer, Studentenzeitungen, Aushänge an schwarzen Brettern, Artikel in der Unizeitung: All diese Formen hochschulinterner Öffentlichkeitssuche gibt es schon seit langem. Etwas ähnliches gibt es im Netz nur mit Zusatzaufwand und begrenzter Wirksamkeit – Stud.IP hat Ansätze dazu, ist aber streng intern. Die Community-Wirkung der Uniblogs soll dazu führen, das vielfältige Leben an der Uni  auch innerhalb der Uni bekannt zu machen. Auf der Startseite gibt es schon einige der angedachten Funktionen: Letzte Beiträge, Tagcloud über alle Beiträge, News aus besonders spannenden Blogs. Dazu kommt das „Letzte Beiträge“-Widget in dem jeder von seinem Blog aus auf Aktuelles aus der Uni verweisen kann.

3.  Alternative zu Webseiten von Arbeitsgruppen, Konferenzen und Projekten. Erstaunlich intensiv werden die Blogs als „Homepageersatz“ oder -ergänzung von Arbeitsgruppen, Projekten und für Konferenzen genutzt. Das Werkzeug scheint dafür ausreichend, es bringt nicht nur einfache CMS-Funktionalitäten mit, sondern dank Kommentarmöglichkeiten und Integration in die Blogosphäre auch alle Vorteile von Blogs. Insgesamt scheint die Form für dynamische Einrichtungen und Projekte besonders geeignet: Aktuelles steht im Mittelpunkt, die in monatelanger Arbeit aufwendig erichtete Informationsarchitektur, die in eine Webseite mündet, die dann über Jahre niemand mehr pflegt, tritt hier in den Hintergrund. Wo genau auf Dauer Vor- und Nachteile der einen wie der anderen Lösung liegen, wird sich zeigen.

4. Mehr unterschiedliche Arten von Blogs werden unterstützt. In seinem konsequenterweise natürlich im eigenen Blog abgegebenen Kommentar raisonniert menschzweinull über den Sinn von Kommentaren. Mir scheint, als hätte er im Kopf, es gebe genau eine „richtige“ Form des Bloggens:

[14:48:54] M2.0: will man eine anrchistische Form des Online-Journalismus betreiben

[14:49:24] M2.0: oder lieber einen „hach sind wir lustig und kreativ“ Zirkel der immergleichen Leute

Warum nicht beides erlauben und unterstützen?! Und eine bequeme CMS-Lösung, und eine staubtrockene Publikationsplattform für frischentdeckte Formeln, und von Gremien abgesegnete Verlautbarungen aus der Kaffeeautomatenplanungskommission, und launige Photos aus dem Urlaubssemester, und wilde Seminardiskussionen mit immergleichen Leuten, die andere ruhig mitlesen dürfen. Eine Diskussion um „echte, gute Blogs“ und „unechte, doofe“ Blogs kann man gern führen, wie auch bei den Podcasts. Manchmal ist sie sogar sinnvoll, wenn man sich des Diskursrahmens bewusst ist, oder umgekehrt den Rahmen durch Adaption eines Begriffs unzulässig ausweitet: „Wir sind jetzt eine moderne Uni, weil wir Blogs verwenden“.

Mit meinem Aufruf zu Kommentaren wollte ich vor allem deutlich machen, dass die Community Uniblogs nur funktionieren kann, wenn auch innerhalb der Uni Beiträge nicht nur gelesen werden, sondern sich Diskussionen entwickeln. Zu ernsten wie unernsten Themen.

Blogstreik und Publikumsbeschimpfung

Sie werden kein Blog sehen.
Ihre Schaulust wird nicht befriedigt werden.
Sie werden keinen Schreiber sehen.
Hier wird nicht geschrieben werden.

Thēleprompt streikt. Ab sofort.

Dieses Blog hat mittlerweile 209 Beiträge, dessen erfolgreichster bald 6.000 mal aufgerufen wurde, ca. 250 Besucher am Tag und, rate mal: Wieviele Kommentare so ganz insgesamt? 205. Das ist skandalös. Die Besucher bekommen hier höchstwertigen Content und können nichtmal ein zustimmendes Grunzen hinterlassen. Wenn ich explizit zu Kommentaren aufrufe, landen 10 Mails in meinem Postfach und 5 Kollegen stehen in meinem Büro und kommentieren. Dafür brauchen wir keine Uniblogs.

Ich streike also. Mindestens, bis die Zahl der Kommentare die der Beiträge wieder übersteigt. Das ist nicht sooo schwer, liebe Leserinnen und Leser.

Ach ja, Kommentaranreiz: Wer entdeckt die literarische Anspielung in diesem Beitrag?

Powerpoint-Folien als JPEG exportieren? Höhöhö..

Für den Logos-Tagungsband musste ich heute noch zwei Abbildungen als 300-dpi-JPEGs nachliefern. Kein Thema, dachte ich mir. Beides sind Powerpoint-Folien, die ich schon für verschiedene Vorträge verwendet hatte. Also Powerpoint öffnen, „Speichern als JPEG“ und aus die Maus.

Pustekuchen! Die entstandenen Bilder waren viel zu klein. Nur 96dpi. Da muss doch irgendwo eine Option… Nö. Keine Option.

Also Firma Google fragen, die freundlicherweise auch prompt auf den Microsoft-Knowledge-Base-Artikel 827745 „So ändern Sie die Auflösung einer Folie, die Sie in PowerPoint als Grafik exportieren“ verweist. Schon wähne ich mich kurz vor dem Ziel. Aber dann folgt eine zehnschrittige Anleitung, die so feine Dinge enthält wie:

…Die in diesem Artikel enthaltenen Informationen basieren auf der/den englischsprachigen Produktversion(en). Die Richtigkeit dieser Informationen in Zusammenhang mit anderssprachigen Produktversionen wurde im Rahmen dieser Übersetzung nicht getestet…

…Die unkorrekte Verwendung des Registrierungs-Editors kann schwerwiegende Probleme verursachen, die das gesamte System betreffen und eine Neuinstallation des Betriebssystems erforderlich machen. Microsoft kann nicht garantieren, dass Probleme, die von einer falschen Verwendung des Registrierungs-Editors herrühren, behoben werden können…

1. Schließen Sie alle Microsoft Windows-Programme.

4. Erweitern Sie den Registrierungsschlüssel für die von Ihnen verwendete PowerPoint-Version: PowerPoint 2007 – HKEY_CURRENT_USER\Software\Microsoft\Office\12.0\PowerPoint\Options

5. Während der Schlüssel Options markiert ist, zeigen Sie im Menü Bearbeiten auf Neu, und klicken Sie anschließend auf DWORD-Wert.

6. Geben Sie ExportBitmapResolution ein, und drücken Sie die [EINGABETASTE].

7. Markieren Sie den Wert ExportBitmapResolution, und klicken Sie im Menü Bearbeiten auf Ändern.

Irgendwann bin ich soweit, dass ich den dpi-Wert (aus lustigen Gründen maximal 307!) eingeben kann. Die Empfehlung, nachher auf „Dezimal“ zu klicken (Schritt 9) ist übrigens falsch, weil dann die eingebene 300 als Hexadezimalwert interpretiert und in dezimal 768 umgerechnet wird, was zu viel ist. Für Powerpoint und für den Ottonormalnutzer sowieso.

Ok. Hoffnungsfroh schließe ich die ganze Prozedur ab und freue mich, dass Powerpoint meine Folie endlich als große JPEG-Datei exportiert. Zwar hat der Inhalt „etwas“ gelitten, aber dafür sie ist wirklich groß geworden.

Jetzt ist mein JPEG-Export aus Powerpoint also kaputtkonfiguriert und ich habe immer noch keine abgabefähige Datei.

Nächster Versuch mit schwerem Gerät: Adobe Illustrator CS3 anwerfen. Folienelemente in Powerpoint in die Zwischenablage kopieren, in Illustrator einfügen, Exportieren als JPEG wählen, dpi-Wert einstellen, fertig. Hurra.

Die Welt ist verweichlicht.

Immer wenn jemand Fremdes in meinem Blog einen Kommentar hinterlässt, kaufe ich sofort alles, was er oder sie an Käuflichem zu bieten hat. Aus purer Dankbarkeit. Vor zwei Wochen warf Herr Amazon also folgerichtig Christian Ritters Kurzgeschichtenbändchen „halb|neu“ in meinen Briefkasten. Sehr prima Lesestoff, der Mittdreißigern wie mir vor Augen führt, dass sie eben nicht mehr zur Generation der Jungen gehören. Ich bin noch nicht ganz durch, muss ich gestehen, aber da, wo das Büchlein jetzt liegt, erfährt es jedes mal volle Aufmerksamkeit.

„Alt geworden“ ist aber hier das Thema. Die erste hervorragende Story „Die Pimps von der 1A“ kolportiert einen ersten Schultag Anno 1989, so circa. Da ist von der natürlichen Hackordnung die Rede, von den Viertklässlern, die den Schulhof beherrschen und die i-Männchen kompromisslos wissen lassen, wo’s langgeht. Heute ist das alles anders. Christian schwant schon böses:

Wir aßen nur das innere Weiche von unseren Pausenbroten und schmissen die Rinde weg, weil die angeblich das Gesündeste war. Und wenn mal eine von den „Bitches“ oder, wie wir damals noch sagten, von den „Mädchen, igitt“ sagte, dass die Kinder in Afrika froh wären, über die Rinde, dann taten wir so, als ob wir sie küssen wollten, was sie zuverlässig vertrieb und heutzutage wahrscheinlich in einer (sic!) Klage wegen sexueller Belästigung münden würde.“

Anschließend zählt er viele Vorteile auf, die die kleine unvernetzte und klar geordnete Welt der Grundschüler „damals“ hatte. Das alles fiel mir spontan ein, als mir heute in der Mensa ein Kollege von den Erstklässler-Erfahrungen seines Sohnes erzählt hat. Der hat einen Paten. Einen Viertklässler. Nein, nicht zum Taschengeldabzocken. Sondern ganz offiziell: Der nimmt ihn an die Hand in den ersten Wochen und erklärt ihm die Schule. Und er ist nicht der einzige: Alle Erstklässler werden von den Viertklässlern behutsam in die fremde Welt geleitet.

Sind die Kinder anders geworden? Oder die Welt? Oder unsere Erwartungen daran? Ist das verkuschelnde Verweichlichung, weil die, die sich Erstklässler-Mentoren-Programme ausdenken, wie Christian die heile Welt der 80er-Grundschule zurücksehnen? Oder sind wir gar vernünftiger geworden und können unnötige Risiken und Konflikte vermeiden?

In meiner 70er-Grundschule unterschied man noch hauptsächlich die, die schon Hochdeutsch konnten und die, die nur Platt schnackten. Und als Christian Grundschüler war, musste durfte ich auf der Gorch Fock klettern und segeln. Damals hieß das: „Tradition der christlichen Seefahrt fortführen“ und wir sangen:

Wir lagen vor Madagascar,
und hatten die Pest an Bord,
in den Kesseln, da faulte das Wasser,
und täglich ging einer über Bord.

Heute will man 500 Jahre alte Traditionen fortführen, Columbus‘, Magellans und Cooks Erbe wahren, so original wie möglich. Von Magellans ursprünglicher 234-Mann-Crew kamen 17 an. Nichtmal er selbst. Wenn heute jemand außenbords geht, schreit man: Skandal! Die haben ja nichtmal Schwimmwesten an! (Selbstverständlich ist es eine Tragödie, dass solche ein Unfall passiert. Die Welt wäre ohne Zweifel ein Stück besser, wenn die jung Offiziersanwärterinnoch wie durch ein Wunder gefunden würde. Mein Argument ist nur: Man kann nicht „seemännische Tradition“ und „Sicherheitsstandards 2008“ kompromissfrei in Einklang bringen.) Eine Hauptschlagzeile heute: „Besatzung der Gorch Fock wird psychologisch betreut.“

Ich fürchte: Bei allumfassender Absicherung, Erstklässlermentoren, Überallsicherheitsgurten und Rundumaufprallschutz geht uns verloren, dass auch negative Erfahrungen, Ängste und Risiken zum Leben gehören.

Podcast-University: Wege aus dem Hörsaal

Am frühen Nachmittag verließ mich mein Laptopakku für’s Live-Blogging, so dass die Notizen ab hier kürzer, durch den zeitlichen Abstand aber auch reflektierter ins Blog gelangen.

Karsten Morisse, Medieninformatik-Professor an der FH Osnabrück hat in den vergangenen Jahren vieles in Sachen Vorlesungsaufzeichnung ausprobiert. Jetzt berichtet er über die Gründe seiner Abkehr von klassischen Präsenzvorlesungen unter dem Titel „Wege aus dem Hörsaal – Aufzeichnungen, E-Übungen und E-Tutorien als integrale Veranstaltungselemente in der Hochschullehre“.

Die Diskussion drehte sich darum, ob die Studierenden die Angebote tatsächlich nutzen. Antwort: Ja, wenn Anreize wie Klausurbonus vorhanden, in den Live-Coaching-Sitzungen waren diejenigen anwesend und aktiv, die auch sonst in den Vorlesungen aktiv fragen. Die Frage nach der eigenen Motivation beantwortet Morisse mit persönlichem Interesse, der Fachkultur, die Innovatives begünstigt und die Auffassung, dass Studierende, gerade durch Studienbeiträge auch ein Recht aus verbessserte Services haben.

Es geht um eine Grundlagenvorlesung in Audio- und Videotechnik, die jedes Semester angeboten wird. Statt routinemäßig zweimal im Jahr die gleichen Vorträge zum besten zu geben, hat Morisse aus seinen vielfältigen Aufzeichnungen dne Vorlesungsstoff in kurze Podcastepisoden verpackt. Den gemäß Prüfungsordnung festgelegten Arbeitsaufwand für die Studierenden hat er dabei immer im Auge: Der Podcast-Konsum füllt die vorgesehene Vorbereitungszeit für die Vorlesungen. Die Vorlesungen selbst werden durch Live-Coaching ersetzt: Offene Fragestunde auf Basis der vorab erarbeiteten Inhalte. Begleitend gibt es Online-Übungen, die als Bonus in die Abschlussklausur eingehen können.

Morisses Fazit: Mit dem Leistungsanreiz „Bonuspunkte“ ist die Beteiligung an den Übungen hoch. Das Problem, sich erst zwei Wochen vor der Klausur mit dem Stoff auseinanderzusetzen und dann zu scheitern oder schlecht abzuschneiden, wird etwas gemildert. Aber: Prokrastinatives Verhalten, „Aufschieberitis“ wird auch hier gefördert. Die guten werden besser, die schlechten bleiben schlecht.

Interessant: In einer umfangreichen Untersuchung hat Svenja Wichelhaus Nutzung und Akzeptanz der verschiedenen Hörsaal-Auswege analysiert.

Stud.IP mit HAL-Effekt

Heute morgen um 8 haben wir mit der Umstellung der Stud.IP-Installation der Uni Osnabrück auf die aktuelle Release-Version begonnen. Das ist ein größerer Akt, weil wir in den vergangenen Jahren wegen erheblicher Sonderanforderungen bei Veranstaltungs- und Raumverwaltung eine Osnabrück-spezifische Version gepflegt haben, in die nur teilweise die Weiterentwicklungen der Stud.IP-Community eingeflossen sind. Jetzt aber sind wir zurück auf dem breiten Pfad derer, die topaktuelle Versionen einsetzen. In Zukunft können wir öfter, schneller und einfacher updaten.

Das allermeiste ist gutgegangen, nach monatelangen Tests und Vorbereitungen war das auch zu erwarten. Ein bisschen hat sich unser gutes altes Stud.IP aber gewehrt. Wie HAL, der nach und nach abgeschaltet wurde, fiel es zurück in kindliche Entwicklungsstufen, wie folgende Zwischendurch-Fehlermeldung beweist:

Stud.IP wehrt sich gegen Update mit Grundschulproblemen

Podcast-University: Under Construction

Malte Mertz von der Uni Hamburg erhebt „Under Construction“ zum Credo der modernen Universität. „Under Construction“ heißt: Die Hochschullehre in beständigem Wandel.

Eine über mehrere Semester laufende Ringvorlesung „Medien & Bildung“ wurde mit einer Online-Oberfläche versehen, die eine nichtlinearen Zugang zu den Inhalten bietet. Nicht die chronologische Sortierung, wie in klassischen Blogs, sondern eine Tagcloud strukturiert das Material immer neu. Darin: Texte, Audio- und Video-Aufzeichnungen, alles kommentierbar. Aus der Vorlesung wird damit auch eine sich ständig erweiternde Online-Publikation. Print-On-Demand ist ebenfalls angedacht. Im Gegensatz zu klassischen Publikationen werden nicht nur Endergebnisse veröffentlich, sondern auch Zwischenschritte im Sinne einer „öffentlichen Wissenschaft“. Generell: Durch die neuen Formate liegt die Veröffentlichung zeitlich wie inhaltlich näher am einzelnen Gedanken.

Die Form fordert Eigeninitative und Interesse, fördert aber dafür individuelle Möglichkeiten des Lernens.

In der Diskussion wird die Organisationsform der aufzeichnungen hinterfragt: Sind studentische Hilfskräfte für die Aufzeichnungen wirklich nachhaltig? Sollte man mehr in feste technische Ausstattung bzw. Qualifizierung von Lehrenden investieren? Abschließende Antworten sind hier aber nicht zu finden.

Podcast-University: Bildungstalk

Christian Hoppe und Stefan Buch von der Uni Frankfurt stellen den „Bildungstalk“ vor. Das Projekt produziert einen studentischen Podcast rund um das Thema „Bildung“ und gibt hauptsächlich über Interviews Einblick in pädagogische Praxis- und Forschungsfelder.

Wie es sich für einen erziehungswissenschaftlichen Vortrag gehört, wird zunächst der Begriff  „Podcast“ kritisch beleuchtet: Hier handelt es sich technisch um klassische Podcasts, also reine Audio-Produktionen. Gestartet im September 2007 wurden bislang 22 Episoden von einem Team aus 8 Studierenden veröffentlicht. Sie gehören zu einer studentischen E-Learning-AG, die außerhalb des regulären Studiums betreut verschiedene E-Learning-Themen bearbeitet. Die Produktion gliedert sich in Präsenz- und Onlinephasen, in denen Konzeption, Texterstellung, Interviewaufnahmen, Moderation und Endproduktion durchgeführt werden. Schließlich werden die fertigen Episoden über eine WordPress-Installation veröffentlicht.

Welche Anreize, welchen Mehrwert gibt es für die Teilnehmer? Sie erhalten Einblick in erziehungswissenschaftliche Praxisfelder, können evtl. bereits wichtige Kontakte in die Praxis künpfen und stärken ihre Medienkompetenz. Das Projekt Bildungstalk dient auch dazu, ergänzende Selbststudieninhalte zu erstellen. Die Reihe „Auswärtsspiel“ z.B. bereitet auf das Pflichtpraktikum vor. Folgen zu Themen wie Second Life, Traumpädagogik oder Bildungsberatung ergänzen das reguläre Studium.

Diskussion:

Es werden verschiedene Möglichkeiten diskutiert, exaktere Abrufstatistiken als bloße Zahlen zu generieren. Google Analytics wird aus rechtlichen Gründen für kritisch gehalten.

Gibt es ein Uni-Radio in Frankfurt? Nein, gibt es nicht. Der Bildungstalk ist Vorreiter.

Link zum Projekt:

Podcast-University: yovisto.com

Live zugeschaltet aus Amerika: Grit Matthias von der Cornell-University Ithaca (NY), die im letzten Jahr schon einen begeisternden Vortrag beigesteuert hat. Unterstützt wird sie vor Ort von Jörg Waitelonis von der Uni Jena. Sie berichten über die Verbesserung der Qualität von Seminaren mittels Podcasts.

Grundproblem: In Seminaren ist zu wenig Zeit für eine eigentlich nowendige Diskussion über die von Studierenden gehaltenen Referate. Lösung: Bereits vor der Seminarsitzung produzieren die Studierenden ihre Präsentation als Enhanced Podcast, die Komillitonen kennen zu Beginn der Sitzung die Präsentation bereits und es verbleiben volle 90 Minuten für die Diskussion.

Die technische Plattform, die dafür verwendet wird ist yovisto (ehemals bekannt unter den Namen Osotis), eine akademische Video-Suchmaschine und eine Web-2.0-Plattform für Studenten und Dozenten. Die Plattform erlaubt es, Videos als ganzes bzw. einzelne Positionen zu taggen und mit Diksussionen zu versehen. Damit entfällt die Notwendigkeit, sich immer ganze 90-Minuten-Aufzeichnungen anschauen zu müssen, wenn nur bestimmte Informationen gesucht werden. Außerdem bietet ein Wiki Raum für frei gestaltete Zusatzinformationen.

Didaktischer Mehrwert: Diskussionen werden zielgerichteter, die Ergebnisse können für ein ePortfolio verwendet werden, Motivation und Medienkompetenz werden gesteigert.

Diskussion:

Wie wird die Relevanz des Suchwortes festgestellt, d.h. wie wird entschieden, welches Video in der Trefferliste oben erscheint? Die Folien werden analysiert, prominent erscheinende Wörter werden höher bewertet, außerdem werden die von mir selbst getaggten Videos bevorzugt berücksichtigt.

Gibt es eine Redaktion, die die Inhalte bewertet? Wie wird verhindert, dass das ein zweites YouTube wird? Ja, alles wird überprüft. Derzeit ist der Aufwand dazu noch überschaubar.

Gibt es abgeschlossene Bereiche? Im Moment noch nicht, Gruppenfunktionen stehen aber im nächsten Semester zur Verfügung.

Wie gewährleistet man, dass Studierende, die die Präsentationen vorproduzieren sollen, die gleichen technischen Voraussetzungen haben? Wie schafft man einheitliche technische Standards? Das sollte im Multimedia-Zentrum der Hochschule gewährleistet werden. Allzu hoch ist der Aufwand aber nicht, auch ohne spezielles Studio lässt sich gute Qualität erzielen.

Ein Teilnehmer warnt: Ist in letzter Zeit  nicht die Neigung zu beobachten, dass eher die technische Gestaltung als der Inhalt bewertet wird?