Sonnenküste!

Die Wolken von gestern sind verschwunden und die Konferenz geht morgen erst richtig los. Also: Ab ans Meer. Erstmal in den Zug. Aber statt nach Jurmala, überall gerühmter Badeort mit toller Bäderarchitektur und vielen Touristen habe ich den Weg nach Norden gewählt. „Saulkrasti“ heißt zu deutsch „Sonnenküste“ und genau so präsentierte sich der unendlich lange Sandstrand auch.

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Schön war’s!

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Rent-a-Scharfschütze

So ein Auto würde in Deutschland sicherlich für reichlich Aufsehen sorgen:

Rent a Scharfschütze - Armeewerbung in Riga

Da bekommt das Wort „Überfallkommando“ eine ganze neue Bedeutung, möchte man meinen und gleich zum Hörer greifen, um bei den ewig lauten Nachbarn endlich mal aufräumen zu lassen.

Aber nein, kein privater Sicherheitsdienst, kein Abenteuerpark, kein Söldnerverleih. Die lettische Armee versucht so, um Nachwuchs zu werben.

P.S.: Das Wort „Dienests“ ist wohl ein Lehnwort aus dem Deutschen. Kein Wunder, schließlich hatten die Letten jahrhundertelang mit deutschbaltischen Gutsherren zu tun.

Skulpturen, Teil 1

In Form von Ausstellungen, ganzen Museen oder Mahnmalen ist die Zeit der sowjetischen Okkupation und Annexion in Rīga sehr präsent. Ohne weitere Worte erstmal nur ein Photo von heute dazu:

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Verlorn ist daz slüsselin

Rīga hat viele Parks und viele Wasserflächen in den Parks. Darüber führen Fußgängerbrücken. So weit, so hübsch.

Auf einer dieser Brücken ist mir im Augenwinkel ein Vorhängeschloss am Brückengeländer aufgefallen. „Witzig,“ dachte ich, „da hat jemand das Fahrrad mitgenommen, das Schloss aber dagelassen.“ Bruchteile von Sekunden später sprangen mir mindestens ein Dutzend weiterer Schlösser ins Auge.

„Das kann kein Zufall sein!“ schlussfolgerte ich und siehe da:

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Jeder kennt den Brauch Verliebter, Herzen und Namen in Baumrinden zu schnitzen. Das hier ist eine moderne Variante: Offensichtlich gravieren oder ritzen Verliebte in Rīga Ihre Namen – gern mit Datum – in ein Vorhängeschloss und ketten das an eine Fußgängerbrücke im Park.

Eine halbe Stunde später kam ich an eine Brücke, bei der ich die Schlösser nicht übersehen hätte:

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Jetzt bleibt nur noch die Frage, was mit den Schlüsseln passiert. Pragmatisch könnte man sagen: Jeder der beiden bekommt einen und wer keine Lust mehr hat, macht das Schloss halt wieder weg. Aber mein romantisches Herz ist sich doch ziemlich sicher, dass in einem pathetischen tief erfüllten Akt die Schlüssel gemeinsam ins Wasser geworfen werden. Auf dass die Verbindung ewig halte.

Vielleicht sollten wir Katrina und Markku fragen, die haben später sogar noch ein zweites Schloss drangemacht.

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Und schließlich heißt es ja schon bei den guten alten Minnesängern:

Du bist beslozzen
In minem herzen:
Verlorn ist daz slüsselin:
Du muost immer drinne sin.

Labi Apetīte

So. Die Füße tun weh, der Regen wird schlimmer, Blitze erscheinen in der Ferne. Also keine großen Aktionen mehr, heute, sondern ab ins Hotel. Vorher bin ich noch in einen Bäckerladen gelaufen und habe mir ein paar prima frische lettische Piroggen und/oder Bliny besorgt (so genau hab ich den Unterschied noch nicht verstanden).

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Das tolle an den Dingern ist ja, dass man nur erahnen, aber nicht so genau wissen kann, was drin ist. Ob süß oder deftig, z.B. Bestimmt wäre das den Schildern im Backwarenladen zu entnehmen gewesen – allein, mein lettisch reicht dafür nicht aus. Zwei habe ich gerade schon probiert, eines war Aprikose, eines Spinat. Und beides sehr lecker.

Dazu gibt’s ein hoffentlich leckeres Dosenbier aus der Minibar (immerhin zum akzeptablen Preis von 1 Lats 50), das allerdings etwas … seltsam aufgemacht daherkommt:

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Rīga calling

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Heute nachmittag, kurz vor 4. Nachdem Germanwings noch ein leckeres Mineralwasser mit Mango-Chili-Geschmack spendiert hat, ging’s frisch, fromm, fröhlich, frei dank öffentlichem Nah- und privatem Zufußverkehr zum Hotel. Kaum angekommen, auch schon im Internet. Das gibt’s in Rīga quasi an jeder Telefonzelle.

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Leider spielt das Wetter noch nicht so richtig mit, aber ich mache mich jetzt trotzdem auf dem Weg Richtung Altstadt, die sich ja immerhin zum UNESCO-Weltkulturerbe zählen darf.

Hier noch ein aktueller Blick aus dem Hotelzimmer im 9. Stock:

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Andere Länder, andere Namen

Morgen früh geht’s ab nach Riga. Heute wollt ich nochmal schauen, was es da abends vielleicht Spannendes zu sehen gibt. Und bin auf das hier gestoßen:

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Schön zu sehen, dass andere Länder viel weniger Hemmungen haben, Fremdlautendes auch orthographisch zu integrieren.

Leider bin ich dann schon wieder weg. Und 200 Lats latze ich für Hose Karreras bestimmt auch nicht.

EM der Autokorsi vor meiner Haustür

Viel schlimmer noch als alles Fahnezeigen, Wimpelschwenken und public-viewing-selige Fremdenknuddeln sind Autokorsi.

Bei Goethe heißt es dazu: …fahren die Kutschen nach und nach in den Korso hinein, in derselben Ordnung, wie wir sie oben beschrieben haben, als von der sonn- und festtägigen Spazierfahrt die Rede war, nur mit dem Unterschied, daß gegenwärtig die Fuhrwerke, die vom venezianischen Palast an der linken Seite herunterfahren, da, wo die Straße des Korso aufhört, wenden und sogleich an der andern Seite wieder herauffahren….

Ich wohne in der Innenstadt, an einer kleinen und eigentlich recht ruhigen Nebenstraße, die aber leider Neumarkt und südliche Stadtausfahrt unter Umgehung des nur für Busse freigegebenen Teils der Johannisstraße auf dem kürzesten Wege verbindet. Gern staut sich nachmittags vor meiner Haustür der Verkehr. Oder auch spätabends, weil mindestens die Hälfte aller spontan begeisterten Autokorsisti hier zum Stehen kommen und hemmungslos herumhupen – dummerweise in beide Richtungen! Da merkt man wenigstens, dass Osnabrück eine sehr internationale Arbeiterstadt ist. Besonders zu erwähnen sind da die vielen portugiesischen und spanischen Mitbürger, ehemals als Gastarbeiter bei Karmann angeworben (und berühmt geworden durch den Streik im Jahre 1973, um 5 Wochen zusammenhängenden Urlaub zu erreichen).

Gerade jetzt sind die Fans der türkischen Nationalmannschaft an der Reihe. Sehr ausdauernd, wie ich anmerken muss. Das veranlasst mich, eine kleine Zwischenbilanz zu ziehen. Wessen Mannschaft bekommt die lautesten, längsten und innovativsten Autokorsi? Berücksichtigt werden konnten natürlich nur bislang siegreiche Mannschaften – besonders der Korso der Schweizer hätte mich schon interessiert.

7. Niederlande und Schweden. Kein Autokorso in Osnabrück. Ist das Furcht? Gibt es hier keine Niederländer oder Schweden? Auch kein Fahrradkorso oder Weihnachtsbaumgewerfe.

6. Tschechien. Keine nennenswerten Korso-Aktivitäten. Weil’s das Auftaktspiel war, ist mir das aber kaum aufgefallen.

5. Kroatien. Man könnte es höflich nennen. Bemerkbar, aber nicht aufdringlich. Vielleicht waren es auch nur zu wenige.

4. Spanien. Hätte mehr sein können. Sieger auf der Enttäuschungsskala. 4:1 wäre doch wahrlich ein Grund gewesen, oder?

3. Deutschland. Bislang noch verhalten. Gab aber ja erst ein Spiel. Ordentlich gestartet, aber noch viel Steigerungspotenzial.

2. Türkei. Sehr ausdauernd. Oft mit musikalischer Unterstützung und vielen weiblichen Jubelschreien. Langanhaltende, kaum abflachende Korsointensität direkt nach Spielende. Eine knappe Stunde nach Abpfiff steigt der Schalldruck heute immer noch an. Ich kann mehrere Dutzend Hupen parallel problemlos auseinanderhalten.

1. Portugal. Die lautesten. Nicht die ausdauerndsten, aber die heftigsten. Ich bin überzeugt, dass viele Autohupen extra vorher aufgerüstet wurden. Der Portugiesen-Korso-Tsunami vor meinem Arbeitszimmer sollte als neue Norm für schallschluckende Fensterisolierungen verwendet werden. Dann gibt es nie wieder Ärger mit Fluglärm und die Fensterdichtungsindustrie hat für die nächsten Jahrzehnte ausgesorgt.

Seien wir gespannt, wie es weitergeht. Ich erwarte mir noch einiges von Italien, Polen oder Griechenland. Gespannt wäre ich auf Österreich, San Marino, Russland oder die Färöer. Der Vatikan war ja kürzlich schon da.

Fachsprachen und minzige Steine

Eines der wirklich aufregenden Dinge am Mitmach-Web ist, dass mehr oder weniger plötzlich jeder öffentliche Texte produzieren kann. Und es viele auch dann tun, wenn Ihnen die höheren Weihen der korrekten, wahren und anerkannt guten Sprachverwendung fehlen. So kommen ganz neue Fachsprachen ans Licht und ich finde: Das liest sich sehr authentisch, sehr „nah am Menschen“ und darum spannend.

Wie bei allen Fachsprachen wirken die Aussagen dekontextualisiert allerdings etwas merkwürdig:

„der spielspaß ist durch die abwerfbaren Bomben und den beiden Raketen an den seiten enorm hoch“

„Das es einen Platz zur Aufbewahrung des Blaster gibt, finde ich persönlich wirklich gut, denn es ist sicherlich nicht nur bei mir geschehen, dass die Waffe aus dem Fahrzeug gefallen ist.“

„denn er wankt ein bisschen und so sieht es eher unreal aus als ich zb.. einen Droiden zerdrücken wollte fiel er leider um“

„Im Imperial AT-ST könnten 2 Rebellen sitzen. Damit es mehr Spaß gibt.“

„Ich finde dieses Produkt gut vor allem da es ausgezeichnet für große Schlachten geeignet ist .“

Aber schnell wird klar, worum es geht, oder?

„Der Sternenzerstörer ist wirklich gut gelungen. Aber beim Looping öffnen sich die Klappen und der Kommandoturm stürzt ab. „

„Der Sternzrstörer ist recht unstabiel. Er ist alerdings sehr gut ausgestattet.“

„der Naboo Starfighter kann nicht landen,da geht bei mir immer der Raketenwerfer los.Dasselbe passiert,wenn der Vulture einen salto macht.“

„Die Detail getreuheit ist wirklich perfekt, denn die Hüllen der Y-Wings wurden von den Technikern der Rebellen angeschraubt, da man sie bei Reperaturen sonst viel zu oft auf und abschrauben hätte müssen“

Manchmal klingt es auch etwas nach Zen:

„Für alle die meinen dass die Frisur von Anakin aus Gummi ist das stimmt nicht, sie ist wie fast alle anderen.“

Logik kann sein, muss aber nicht:

„Als ich den gesehen hab, dachte ich mir, wenn das Teil 50€ kostet, dann kauf ich’s mir!!! Leider war dem nicht so und deshalb hab‘ ich mir nur einen gekauft“

Erkannt? Klar doch:

„und die Platten am Rand sind auch nicht gerade stabil daher sie durch ein^nen minzigen Legostein verbunden sind“

Eben. Der Star-Wars-Lego-Shop und die dazugehörigen Produktkommentare. Dank an Frank für den Hinweis!

Und zum Schluss ein prima Rat, der unter jedem Produktreview stehen sollte:

„Naja wenn mann will kann mann es sich kaufen aber wers nich unbedignt will der sollte es auch nicht kaufen!!“