Der Thēleprompt-Blogstreik ist vorbei. Ihr alle habt brav kommentiert und nebenbei eine größere Diskussion über Sinn und Zweck von Blogkommentaren losgetreten. Gut so! Das war ja schließlich auch das beabsichtigte Ergebnis.
Um mal zur Kommentardiskussion etwas auszuholen, ein paar Gedanken zu den Uniblogs.
Wenn ich jemandem von den Uniblogs erzähle, ernte ich manchmal ein verwirrtes Fragezeichengesicht: „Wieso? Dafür gibt es doch blogger oder blogspot oder was auch immer. Jeder bekommt an jeder Ecke ein kostenloses Blog hinterhergeworfen.“ Trotzdem leisten wir uns die Uniblogs, die Kosten für die Uni sind moderat, aber vorhanden.
Wenn ich anderen von den Uniblogs erzähle, ernte ich manchmal ein gequältes Ausrufezeichengesicht: „Aber das vielzu gefährlich! Da können dann Studenten ja einfach irgendwas schreiben und es steht auch noch Uni dran.“ Eben. Das ist einer der Gründe, warum es die Uniblogs gibt: Den Mitgliedern der Uni eine zeitgemäße Web-Plattform zu geben, wo sie – nicht nur aber eben auch – in ihrer Rolle als Mitglieder der Universität veröffentlichen können.
Wenn ich noch wieder anderen von den Uniblogs erzähle, ernte ich manchmal ein zweifelndes Auslassungspunktegesicht: „Das funktioniert doch eh nicht. Wieso sollten Blogs Lernen, Lehren und Forschen verändern oder gar verbessern?“ Wir glauben: Doch, kann es. Und zwar auf mehreren Ebenen:
1. Sichtbarkeit nach außen erhöhen. Was passiert da eigentlich in dieser unserer Uni? Was denken, hoffen, wollen Studierende und Wissenschaftler? Was wird gelehrt und geforscht und warum? Und sei es nur das schnöde Argument, dass derzeit Blogbeiträge in den Suchmaschinen weit oben erscheinen: Wer etwas über sein Lernen, seine Lehre, seine Forschung einer breiteren Öffentlichkeit zugänglich machen will, hat mit einem Uniblog gute Chancen dazu. Den Stempel relativer Seriosität gibt es die Uni-URL dazu.
2. Sichtbarkeit nach innen erhöhen. Mensaflyer, Studentenzeitungen, Aushänge an schwarzen Brettern, Artikel in der Unizeitung: All diese Formen hochschulinterner Öffentlichkeitssuche gibt es schon seit langem. Etwas ähnliches gibt es im Netz nur mit Zusatzaufwand und begrenzter Wirksamkeit – Stud.IP hat Ansätze dazu, ist aber streng intern. Die Community-Wirkung der Uniblogs soll dazu führen, das vielfältige Leben an der Uni auch innerhalb der Uni bekannt zu machen. Auf der Startseite gibt es schon einige der angedachten Funktionen: Letzte Beiträge, Tagcloud über alle Beiträge, News aus besonders spannenden Blogs. Dazu kommt das „Letzte Beiträge“-Widget in dem jeder von seinem Blog aus auf Aktuelles aus der Uni verweisen kann.
3. Alternative zu Webseiten von Arbeitsgruppen, Konferenzen und Projekten. Erstaunlich intensiv werden die Blogs als „Homepageersatz“ oder -ergänzung von Arbeitsgruppen, Projekten und für Konferenzen genutzt. Das Werkzeug scheint dafür ausreichend, es bringt nicht nur einfache CMS-Funktionalitäten mit, sondern dank Kommentarmöglichkeiten und Integration in die Blogosphäre auch alle Vorteile von Blogs. Insgesamt scheint die Form für dynamische Einrichtungen und Projekte besonders geeignet: Aktuelles steht im Mittelpunkt, die in monatelanger Arbeit aufwendig erichtete Informationsarchitektur, die in eine Webseite mündet, die dann über Jahre niemand mehr pflegt, tritt hier in den Hintergrund. Wo genau auf Dauer Vor- und Nachteile der einen wie der anderen Lösung liegen, wird sich zeigen.
4. Mehr unterschiedliche Arten von Blogs werden unterstützt. In seinem konsequenterweise natürlich im eigenen Blog abgegebenen Kommentar raisonniert menschzweinull über den Sinn von Kommentaren. Mir scheint, als hätte er im Kopf, es gebe genau eine „richtige“ Form des Bloggens:
[14:48:54] M2.0: will man eine anrchistische Form des Online-Journalismus betreiben
[14:49:24] M2.0: oder lieber einen „hach sind wir lustig und kreativ“ Zirkel der immergleichen Leute
Warum nicht beides erlauben und unterstützen?! Und eine bequeme CMS-Lösung, und eine staubtrockene Publikationsplattform für frischentdeckte Formeln, und von Gremien abgesegnete Verlautbarungen aus der Kaffeeautomatenplanungskommission, und launige Photos aus dem Urlaubssemester, und wilde Seminardiskussionen mit immergleichen Leuten, die andere ruhig mitlesen dürfen. Eine Diskussion um „echte, gute Blogs“ und „unechte, doofe“ Blogs kann man gern führen, wie auch bei den Podcasts. Manchmal ist sie sogar sinnvoll, wenn man sich des Diskursrahmens bewusst ist, oder umgekehrt den Rahmen durch Adaption eines Begriffs unzulässig ausweitet: „Wir sind jetzt eine moderne Uni, weil wir Blogs verwenden“.
Mit meinem Aufruf zu Kommentaren wollte ich vor allem deutlich machen, dass die Community Uniblogs nur funktionieren kann, wenn auch innerhalb der Uni Beiträge nicht nur gelesen werden, sondern sich Diskussionen entwickeln. Zu ernsten wie unernsten Themen.
Ich finde, du kritisierst auf sehr hohem Niveau. Offensichtlich wird die Blogfarm ja wahrgenommen und des gibt verschiedene interessante Ansätze. Andere Universität werden da noch 5 bis 10 Jahre brauchen, bis sie überhaupt die Potentiale von UniBlogs erkennen. Wie sagt man noch: Unter den Blinden ist der Einäugige König.
Aber deinen Hinweis, mehr zu kommentieren, finde ich trotzdem sehr sinnvoll.
Mein „Streik“ war ja vor allem (und ich hoffe: erkennbar) Provokation und nicht etwa „letzte Warnung vor dem Abschalten“. Natürlich freue ich mich über das rege Leben in unserer kleinen Farm und sehe jeden Tag Spannendes und unsere Hoffnungen Bestätigendes. Ich finde nur: Es dürfen noch mehr werden, die das Angebot kreativ nutzen. Zu sehen, dass da Leben drin steckt, hilft, aktiv zu werden.
Habe eben mal beim vorherigen Post ein wenig auf den Blogs herumgeklickt – und mich etwas gewundert über die starke Lokalpräsenz. Auch hat mich die Scham ergriffen. Die Scham, noch nie in Osnabrück gewesen zu sein. Werde mich mal zum dortigen Slam einladen lassen, um dir Erfahrung nachzuholen. Schließlich brach doch noch die Heiterkeit durch, als ich las:
Da dachte ich doch irgendwie an Töpferkurse.