Am frühen Nachmittag verließ mich mein Laptopakku für’s Live-Blogging, so dass die Notizen ab hier kürzer, durch den zeitlichen Abstand aber auch reflektierter ins Blog gelangen.
Karsten Morisse, Medieninformatik-Professor an der FH Osnabrück hat in den vergangenen Jahren vieles in Sachen Vorlesungsaufzeichnung ausprobiert. Jetzt berichtet er über die Gründe seiner Abkehr von klassischen Präsenzvorlesungen unter dem Titel „Wege aus dem Hörsaal – Aufzeichnungen, E-Übungen und E-Tutorien als integrale Veranstaltungselemente in der Hochschullehre“.
Die Diskussion drehte sich darum, ob die Studierenden die Angebote tatsächlich nutzen. Antwort: Ja, wenn Anreize wie Klausurbonus vorhanden, in den Live-Coaching-Sitzungen waren diejenigen anwesend und aktiv, die auch sonst in den Vorlesungen aktiv fragen. Die Frage nach der eigenen Motivation beantwortet Morisse mit persönlichem Interesse, der Fachkultur, die Innovatives begünstigt und die Auffassung, dass Studierende, gerade durch Studienbeiträge auch ein Recht aus verbessserte Services haben.
Es geht um eine Grundlagenvorlesung in Audio- und Videotechnik, die jedes Semester angeboten wird. Statt routinemäßig zweimal im Jahr die gleichen Vorträge zum besten zu geben, hat Morisse aus seinen vielfältigen Aufzeichnungen dne Vorlesungsstoff in kurze Podcastepisoden verpackt. Den gemäß Prüfungsordnung festgelegten Arbeitsaufwand für die Studierenden hat er dabei immer im Auge: Der Podcast-Konsum füllt die vorgesehene Vorbereitungszeit für die Vorlesungen. Die Vorlesungen selbst werden durch Live-Coaching ersetzt: Offene Fragestunde auf Basis der vorab erarbeiteten Inhalte. Begleitend gibt es Online-Übungen, die als Bonus in die Abschlussklausur eingehen können.
Morisses Fazit: Mit dem Leistungsanreiz „Bonuspunkte“ ist die Beteiligung an den Übungen hoch. Das Problem, sich erst zwei Wochen vor der Klausur mit dem Stoff auseinanderzusetzen und dann zu scheitern oder schlecht abzuschneiden, wird etwas gemildert. Aber: Prokrastinatives Verhalten, „Aufschieberitis“ wird auch hier gefördert. Die guten werden besser, die schlechten bleiben schlecht.
Interessant: In einer umfangreichen Untersuchung hat Svenja Wichelhaus Nutzung und Akzeptanz der verschiedenen Hörsaal-Auswege analysiert.