Wenn Kreise sprechen

Pille weist auf einen sprachlich famosen HAZ-Artikel zur XBOX-360-Preisgestaltung hin:

Microsoft steht nach Informationen aus Kreisen vor einer Preissenkung für seine Spielekonsole Xbox 360 Pro. Diese werde wohl bald nur noch 299 statt 349 Dollar kosten, berichtete eine mit der Angelegenheit vertraute Person am Freitag.

Kreise also. Die waren in den frühen 90ern ein großes Thema, erinnere ich mich. Inmitten harmloser Kornfelder entstanden über Nacht unerklärliche kreisförmige Zeichen und sprachen zu uns. Was ist aus denen eigentlich geworden? Still sind sie. Aber das will nicht viel heißen. Und wie um dem ganzen die Krone aufzusetzen, musste ich gerade in der Wikipedia lesen:

Das abgesprochene Anfertigen von Kornkreisen, die Vermarktung sowie das Behaupten, der Kreis sei „echt”, ist in Deutschland legal.

Skandalös! Eine Gesetzeslücke so groß wie das Sommerloch.  Ob das was mit der XBOX zu tun hat?

Aus Tradition so tun als ob. Universitäre Selbstbehauptungen.

2004 war es noch Spaß. Da haben im Auftrag der ZEIT drei Werbeagenturen so getan, als ob deutsche Hochschulen so etwas wie Unternehmen seien. Die müssten sich dann ja auch mit werberischen Mitteln auf einem Markt behaupten. Und griffig sein. Heraus kam Putziges: Deutschlands härteste Denkschule für die Uni Witten/Herdecke, „Raus aus der Masse“ für die Uni Münster und „Kommt zusammen!“ für die FU Berlin.

Mittlerweile ist es Ernst.  Das Scholz&Friends-polierte Leuphana-Beispiel samt Video-Satire kennt natürlich mittlerweile jeder. Jetzt rüstet der Rest der Republik nach.

Hochschulen werden Marken. Eine ordentlich Marke braucht natürlich einen Claim. Ihr wisst schon: „Fielmann – mit den Zweiten sieht man besser“, „Opel – die tun was“, „Miele weiß, was Frauen wünschen“. Und so weiter. Eben etwas, das die Marke ins Gehirn brennt.

In den letzten Wochen sind mir gleich mehrere neuere und ältere Claims deutscher Hochschulen über den Weg gelaufen:

Universität zu Köln
Gute Ideen. Seit 1388.
(scheint bislang hauptsächlich in Stellenanzeigen verwendet zu werden)
Westfälische Wilhelms-Universität Münster
wissen.leben
(mit drolligen Subclaims wie wissen.leben.campus, wissen.leben.sehen, wissen.leben.wir oder wissen.leben.award. Was steht dann wohl an den Toiletten?)
Universität Rostock
Oben angekommen.
(Hart an der Grenze zum Kalauer)
Universität Hamburg
Tor zur Welt der Wissenschaft.
(Sehr staatsmännisch und hanseatisch seriös. Aber langweilig.)
Universität Paderborn
Die Universität der Informationsgesellschaft.
(Ja, wenn die’s sagen… Aber weiß das auch die Informationsgesellschaft?)
WHU Otto Beisheim School of Management
Excellence in Management Education.
(Nichts anders hätte ich da erwartet.)
Universität Duisburg-Essen
Wissenschaft an Rhein und Ruhr.
(Sehr sinnig und irgendwie … treffend.)
Technische Universität München
TUM. Die unternehmerische Universität.
(Huch?! Warum das? Wer unternimmt denn da?)
Technische Universität Dresden
Wissen schafft Brücken.
(Auch kalauergefährdet. Und angesichts der Waldschlösschenbrücken-Sache nicht so richtig positiv besetzt.)
Universität Leipzig
Aus Tradition Grenzen überschreiten
(Find ich pfiffig. Aber eine schöne Story ist auch: KEine Geschichte mit Zukunft.)

Fazit: Kein klarer Trend auszumachen. Wortspielerische, regionale und blödsinnige Vorschläge halten sich irgendwie die Waage. Sicher gibt es aber noch einige mehr. Hat jemand Hinweise auf hier fehlende Hochschul-Claims?

Und was ist eigentlich mit unserer schönen Universität Osnabrück, die weder Claim noch schmückenden Namen hat? Vielleicht bodenständig-handfest „Die gelbe Uni mit dem roten Dach“? Oder lieber was Schwammiges Hintergründiges wie „Überraschend durchdacht“? Ein anderer, herrlich ehrlicher Vorschlag wurde ja leider schon früher abgelehnt.

Brīvības piemineklis – Freiheitsdenkmal

Rigas Freiheitsdenkmal ist ein bisschen sowas wie Mittelpunkt Rigas. Hoch aufragend, weithin sichtbar, erkennbare und versteckte Linien verbindend. Die Geschichte des Denkmals ist mal wieder eng verknüpft mit der Geschichte Lettlands als Nation. Finanziert aus Spenden der lettischen Bevölkerung wurde es in der Zeit der ersten lettischen Unabhängigkeit zwischen den Weltkriegen erbaut. Kārlis Zāle, der den Brüderfriedhof entworfen hat, war auch hier beteiligt. An der Spitze eine weibliche Statue, Allegorie der Freiheit, die drei goldene Sterne für die drei Regionen Lettlands in den Himmel streckt. Interessant: Auch zu Sowjetzeiten blieb das Denkmal stehen, obwohl (oder gerade weil) es für die Freiheit des lettischen Volkes stand und obwohl es gerade nach Westen ausgerichtet ist. Als Gegenpol wurde aber das sowjetische Denkmal errichtet. (Dazu später mehr)

Freiheitsdenkmal Riga

Freiheitsdenkmal Riga

Freiheitsdenkmal Riga

Freiheitsdenkmal Riga

Freiheitsdenkmal Riga

Und hier noch mein neues Desktophintergrundbild:

Freiheitsdenkmal Riga

EM der Autokorsi, Finale

Eigentlich darf man das ja gar nicht mehr Autokorso nennen, was sich da am Sonntag nach dem EM-Finale abspielte. Aus dokumentarischen Gründen aber dennoch:

[youtube:http://www.youtube.com/watch?v=GMy0QPHZYTU]

Immerhin noch ein paar Highlights für den Autokorsoafficionado:

  • 0:27 bis 0:47: Maximalbeflaggung. Da muss gehupt werden, auch wenn das eigene Team verloren hat.
  • 1:20 bis 1:24: Echte Spanier. Und sie haben mich entdeckt.
  • 2:18 bis 2:19: Schlimm, was man heutzutage alles kaufen kann.

Ach ja, Silencer: Weiter die Straße runter ist tatsächlich eine Ampel und wie schon im ersten Autokorsi-Beitrag geschrieben: „Ich wohne in der Innenstadt, an einer kleinen und eigentlich recht ruhigen Nebenstraße, die aber leider Neumarkt und südliche Stadtausfahrt unter Umgehung des nur für Busse freigegebenen Teils der Johannisstraße auf dem kürzesten Wege verbindet.“

Seit Sonntag abend ist es wieder ruhig.