Lesen Sie das Internet Auslegung

Rauscht der größte Teil der täglichen Spamwelle inzwischen recht unbeachtet über uns hinweg, gibt es doch von Zeit zu Zeit das eine oder andere unfreiwillige Kleinod, das entweder über die Verfasser, oder uns, die Empfänger sehr viel aussagt. Heute fand sich eine aufregende Nachricht mit dem Titel „Schummi wiederkehrt!“ in meinem Postfach. Absender angeblich www.spiegelonline.de. Darin Anreißer sensationeller Neuigkeiten (Schummi wiederkehrt!), hinter deren üblichem [mehr…] sich eine reichlich kaputt aussehende Webseite verbirgt. Mit bösem Javascript natürlich.

Das ganze kumuliert in einem dramatischen Höhepunkt, der uns schaudern lässt:

Spigel

Letzte Woche warnte die c’t vor allzu leichtfertigem Umgang mit offiziös gewandeten Mails und ungewöhnlichen URLs. Die Postbank, z.B., hieß es dort als Mahnung, das Gehirn in Gebrauch zu nehmen, betreibe in Russland keine Server für deutsche Kunden. Die gleiche Warnung, nur etwas umgekehrt, also auch hier: Sprachverfallhype hin, Sprachverfallhype her, der Spiegel betreibt durchaus noch eigene Orthographen in Deutschland, die grobe Fehler auszumerzen in der Lage sind.

Interessant mit wiederum umgekehrten Vorzeichen: Dem Leser verlangt der Spiegel nicht ab, die Feinheiten der <ie>-Schreibung zu durchdringen. www.spigel.de funktioniert einwandfrei, wenn auch ohne die Rafinesse der Riesenmaschiene.

Zahlen, Zahlen, mir gruselt so

Heute gefunden bei Spiegel Online:

So konnte man die Sym- und vor allem die Antipathien schön gerecht verteilen, am liebsten hätte man zwar beide verlieren sehen, den trockenen, konzentrierten und gruselig mathefesten freiwilligen Feuerwehrmann Matthias Göbel genau wie die grinsende Nervensäge Raab.

Da ist es mal wieder, das gute alte Mathebashing. Würde der Satz auch mit »gruselig sprachgewandten« funktionieren? Nope. Eloquenz ist cool, Rechnenkönnen freakig. Aber vielleicht sollte man da nachsichtiger sein: Schließlich haben wir heuer das Jahr der Geisteswissenschaften.

Hoch hinaus, ihr Tannen!

Man fragt sich ja gelegentlich, was eine Zimmertanne zur Zimmertanne macht und von anderen Tannen gewöhnlicherer Behausung unterscheidet. Das weiß die Wikipedia nicht, hat aber andere überraschende Erkenntnisse zu offenbaren:

Die Zimmertanne ist ein immergrüner bis 25 Meter hoher Baum. Als Zimmerpflanze wird sie dagegen nur bis zu zwei Meter hoch (Außer man hat ein höheres Zimmer und genügend Zeit […])

(Wikipedia: Zimmertanne, Version vom 10:14, 1. Jan. 2007)