Hochschulmanager des Jahres

Heutzutage redet man ja allerorten darüber, dass Hochschulen wie Unternehmen seien und Studenten eigentlich Kunden (Professoren dann vermutlich Verkäufer?). Und immer ist von „endlich“ die Rede: Endlich müssten auch Hochschulen sich am Markt orientieren und endlich geschehe mal etwas und so weiter.

Die üblichen Verdächtigen dieser Hochschulweltanschauung treffen sich normalerweise auf Konferenzen, deren Broschüren teure Kupfer-Schmuckfarben tragen und delektieren sich daran, dass die Hochschulen endlich ihre eigenen Verwaltungen als Forschungsobjekt gefunden haben und man den ganzen kalten Consulting-Kaffee von gestern nochmal verkaufen kann.

Heute flatterte eine weitere Konferenzeinladung auf meinen Schreibtisch. „Hochschulmanagement – Schwerpunkt Finanzierung“. Ort der Veranstaltung: Bertelsmann-Repräsentanz, Berlin. Veranstalter: Financial Times Deutschland. Es reden die üblichen Verdächtigen zu den üblichen Themen: Was können Hochschulen von Unternehmen lernen? Was können Hochschulen von den USA lernen? Wie lassen sich private Spender locken? Wie lassen sich Forschungsergebnisse vermarkten?

Und der Höhepunkt: Die feierliche Krönung des „Hochschulmanagers des Jahres“. Wie wird man das denn? Naja, ganz einfach, man beauftrage die Bertelsmann-Stiftung, d.h. das CHE und die finden schon raus, wer da geeignet ist. Klare Kriterien haben sie auch:

Die zwei Dutzend Hochschulen mit den größten positiven Veränderungen werden schriftlich befragt, inwieweit diese Veränderungen mit des internen Managements auf Leitungsebene verbunden sind. (Sic!)

Gute Hochschulmanager sind die, lernen wir, die der Uni ein Leitbild geben, die Fachbereiche fusionieren, die Unternehmenbeteiligungen haben und neue Finanzquellen auftun. Außerdem lassen sie sich bei Berufungsverfahren nicht von den Fächern in die Suppe spucken.

Alles nichts Neues. Erschreckend finde ich aber die Selbstverständlichkeit, mit der Weltsichten, Zustände und Vorgehensweisen aus der „freien Wirtschaft“ ohne mit der Wimper zu zucken auf die öffentliche Aufgabe „Bildung“ übertragen werden.

Besonders nett fand ich im Einladungsschreiben noch die Aussage, dass Ausbildung und Spitzenforschung nur mit einem Spagat zu vereinbaren seien – die Einheit von Forschung und Lehre wird da mit einem Handstreich vom Tisch gewischt. Will unsere Gesellschaft die Diskussion um die Zukunft der Bildung tatsächlichen den „Spitzenmanagern“, „Meinungsbildnern“ und „Entscheidungsträgern“ und vor allem der Bertelsmann-Stiftung überlassen? Es sieht so aus.

Mehr über die Konferenz: http://ftd.faktor3server.de/hochschulmanagement

Stud.IP-Entwicklerworkshop: Gruppen- und Kurse-Plugin

Ein häufiger auftretendes Problem im Zusammenhang mit Stud.IP ist die Abbildung von Übungsgruppen. Gibt es eine Übung mit vielen Terminen, von denen der Student aber nur einen wahrnimmt, oder gibt es viele Übungen mit jeweils einem Termin? Nachteil der ersten Lösung: Alle Termine erscheinen im Stundenplan, man weiß nicht genau, wann man wo hingehen soll. Nachteil der zweiten Lösung: Materialien, News und Nachrichten müssen in jedem Kurs einzeln erstellt bzw. hochgeladen werden. Beziehungen zwischen Übungs- oder Arbeitsgruppen sind recht schwierig abzubilden, mehrstufige Anmeldeverfahren (erst für die Veranstaltung, dann Verteilung auf Übungsgruppen) oder hierarchisch weiter verschachtelte Strukturen gar nicht.

Die Uni Passau hat ein Plugin entwickelt, dass die Probleme lösen soll. Dabei haben sie eine ganze Menge verschiedener Möglichkeiten integriert: Parallelgruppen oder für alle verpflichtende Teile (Themen, Arbeitsgruppen), Anmeldezeiträume, eine Unterscheidung zwischen Gruppen und Teams, Sichtbarkeitsbeschränkungen und verschiedene Zuweisungsmethoden. Das ganze wird auch auf Veranstaltungs-Detailseiten und -übersichten sowie Externen Seiten berücksichtigt.

Studierende können die angebotenen Gruppen ihren Präferenzen entsprechen priorisieren, die Zuweisung geschieht dann der linearer Optimierung (ungarische Methode), die über einen extern Java-Algorithmus vorgenommen wird. (Rocket Science!)

Insgesamt macht das ganze einen durchdachten Eindruck und könnte für eine ganze Reihe von Szenarien nützlich sein, die bislang nur unzureichend unterstützt werden konnten. Aber mir stellen sich auch einige Fragen.

  • Das ganze kann keine reine Plugin-Lösung sein, denn Plugins können nicht in Detail-Seiten oder externe Seiten reinschreiben oder die Stundenplan-Darstellung beeinflussen. Damit ist der Vorteil, ein Plugin zu verwenden, mehr oder weniger hinfällig.
  • Zum Teil werden Funktionen, die es in Stud.IP auch an anderer Stelle gibt, nachgebaut. Z.B. gibt es jetzt quasi eine zweite Teilnehmerverwaltung – evtl. verwirrt das Dozenten und Studenten? Außerdem erfordern mancheProzesse Umwege: Ein Termin muss erst für die gesamte Veranstaltung angelegt werden und kann erst danach in der Gruppenverwaltung einer Gruppe zugewiesen werden, ähnliches gilt bei der Teilnehmerverwaltung.
  • Wie wird verhindert, dass das System „missbraucht“ wird – also die Frage, was ist eine Veranstaltung und was sind Teilveranstaltung unterschiedlich gehandhabt wird? In Passau sind dazu die Veranstaltungstypen stärker eingeschränkt als in Osnabrück und die Wahl des Veranstaltungstyps hat auch Auswirkungen auf die Raumvergabe. Da wird also mit sinnvollen Konventionen und Traditionen steuernd eingewirkt.

Zum Teil wurden für das Plugin Lösungen entwickelt, die an anderer Stelle auch schon umgesetzt wurden, wie z.B. eine Änderung der Terminverwaltung, so dass Paralleltermine besser verarbeitet werden.

Fazit: Spannende Sache, aber aus technischen Gründen leider nicht ohne weiteres für andere Standorte und Installationen nutzbar.