Bildungsrepublik Deutschland: Nur mit 15fachem Durchschlag

Überall, wo sich in Deutschland Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler mit Fragen der Sprachförderung und Sprachdiagnostik beschäftigen, herrschte letzte Woche Hochbetrieb. Morgen endet nämlich die Einreichungsfrist für Anträge auf Forschungsförderung in der äußerst lobenswerten Förderinitiative Sprachdiagnostik / Sprachförderung im Kontext des Rahmenprogramms zur Förderung der Empirischen Bildungsforschung des Bundesministeriums für Bildung und Forschung. (Ein ordentlicher Name muss schon sein..)

Zweifel an der Zukunftsorientierung der Bildungsförderungs-Bürokratie lässt dann nur folgender Absatz aufkommen:

Die Vorhabenbeschreibungen sind in 15 Exemplaren (DIN A4, doppelseitig, und 1 Exemplar einseitig und ungebunden als Kopiervorlage) und als pdf-Dokument auf CD-ROM vorzulegen.

Nicht, dass da einfach so jemand ein PDF per E-Mail schickt! Das wäre der sonst übliche Weg für derartige Ausschreibungen, meist wird zusätzlich noch ein ausgedrucktes und offiziell unterschriebenes Exemplar verlangt.

Aber irgendwie ist Bildung ja ein besonderes Gut.

GMX-Mail kündigen oder lieber ein Herrenmagazin?

Meinen kostenpflichtigen GMX-ProMail-Account habe ich damals nur deshalb eingerichtet, weil im Monatspreis von 2,95€ gleich 50 SMS mit drin sind. Ganz ohne Handy, einfach eintippen und losschicken. Macht knapp 6ct pro SMS bzw. 7,375ct pro SMS, wenn man die 10 kostenlosen SMS im FreeMail-Tarif abzieht. Eine ganze Weile hat sich das prima gerechnet und passte gut zu meinen Anforderungen, aber jetzt habe ich festgestellt: Meine SMS-Nutzung hat sich verändert, andere Alternativen sind günstiger. Ein klarer Fall für die beliebte Kategorie „umsteigen – aussteigen – abschalten – kündigen„.

Also, einfach mal einloggen und gucken. Ah, da: „Mein Account“, direkt auf der Seite nach dem Login. Sieht doch gut aus. Was dann folgt, verschlägt mir fast den Atem:

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Sensationell! Keine ewige Suche, kein Anruf bei dubiosen Hotlines. Die Vertragslaufzeit steht einfach so da, und das auf der ansonsten hoffnungslos überfrachteten GMX-Webseite. Sowas sollte Vorschrift werden! Der Link „Tarif wechseln“ sieht ebenfalls vielversprechend aus, aber ich bin erstmal skeptisch. Üblicherweise sind Tarifupgrades problemlos online möglich, Downgrades aber nicht.

Doch ich werde schon wieder überrascht. Unter den auswählbaren Tarifen ist auch der zurückgewünschte kostenlose „FreeMail Plus“-Account.  Unfassbar. Einfach mal draufklicken… Festhalten! Es erscheint:

Ein Angebot, dass Mann nicht ablehnen kann…

Heya Safari! Ein Angebot, das Mann nicht ablehnen kann. Bei GMX bleiben und den Playboy abstauben. Wow.  Wie zum Geier kommen die denn darauf?? Lässt das Rückschlüsse auf die Zielgruppe zu? Oder ist das gar ein personalisiertes Angebot und die haben meine SMSen inhaltsanalysiert? Datenschutzbeauftragter! Hubschraubereinsatz! Aber wie kommt dann „TV-Spielfilm“ dahin?

Lange ringt und regt sich da was in mir, zumal da ganz deutlich steht: Kein Abo, Zeitschriftenbezug endet einfach so nach Ablauf der 6 Monate. Auch ungewöhnlich. Sollte ich hier zum ersten Mal  einen kundefreundlichen Umgang mit abonnierten Diensten erwischt haben? Letztendlich will ich dann doch wirklich kündigen und auf das lockende Herrenmagazin verzichten. Kein Thema, geht per Klick. Dass ich danach noch um Feedback gebeten werde, stört mich auch nicht sonderlich:

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Gut. Schnell „Angebot nicht mehr benötigt“ ausgewählt und weitergeklickt.

Am Schluss kommt dann doch noch die große Enttäuschung:

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Also doch wie immer: Bestellen, Abo abschließen, Verpflichtungen eingehen – alles kein Problem mit nur wenigen Mausklicks. Kündigen, Downgraden, Abos wieder loswerden: Nur mit Hindernissen. Warum sollte bitteschön ein einzusendendes Fax meiner eigenen Sicherheit dienen? Eine zu bestätigende Mailnachricht würde doch auch reichen, oder die Möglichkeit, die Kündigung innerhalb einer angemessenen Frist zurückzunehmen. Falls jemand mein Passwort ausspäht oder errät, ist eine ungewollte Kündigung vermutlich ein geringes Übel, verglichen mit der Möglichkeit, auf meine privaten Mails und SMSen zuzugreifen. Mein Passwort musste ich sowieso schon erneut eingeben, nicht dass jemand in einem unbeaufsichtigten Moment schnell mal unbemerkt meine virtuelle Viert-Existenz vernichtet. Ok, man könnte argumentieren: Da wird eine E-Mail-Adresse wieder frei, dich sich ein Bösewicht dann schnappen könnte und anschließend alleinigen Zugriff auf meine Mails hat. Aber das hat er auch, wenn er einfach mein Passwort ändert. Und: GMX kann ja gar nicht prüfen, ob meine Unterschrift echt ist. Ich musste zum Einrichten schließlich auch kein Fax senden, sondern nur Adresse und Kontonummer eintippen.

Und mal ehrlich: Wer hat denn heute noch ein Faxgerät? Ich muss da ja irgendwie meine Unterschrift draufkriegen, also heißt das mindestens: Ausdrucken, unterschreiben, wieder einscannen und per GMX-Faxfunktion versenden. Oder im Büro faxen. Oder nachforschen, ob es bei der Post noch die alten öffentlichen Faxgeräte gibt. Was ist eigentlich, wenn ich keinen Drucker habe? Darf ich dann GMX nicht nutzen? Bei der Account-Einrichtung wurde mir nicht gesagt: „Falls Sie Ihr Abo jemals wieder loswerden wollen, benötigen Sie einen Drucker und ein Faxgerät.“ PDF draus machen und Unterschriftsgrafik reinfrickeln ist für den Normalnutzer wohl keine Alternative.

Immerhin: Das Formular muss nur Datum und Unterschrift bekommen, alles andere ist schon ausgefüllt und es sagt mir plötzlich: Du kannst mich auch per Post schicken. Das wird aber natürlich nicht zu früh verraten. Nicht dass jemand, der denkt „Oh je, das ist mir alles zu stressig, da nehm ich doch lieber den Playboy…“ verleitet wird, die Kündigung durchzuziehen.

Witzig auch die 5-Tage-Frist. Zu meiner Sicherheit, natürlich. Morgen ist Freitag, wenn ich meinen Brief dann abschicke und der nicht Montag da ist, könnte es schon knapp werden.  Ich probier’s einfach aus. Ohne Einschreiben. Mal schauen, was passiert.

Fazit: Es fing gut an und endete wie üblich. Schade. Und jetzt bekomm ich nichtmal ’nen Playboy.

WWW over E-Mail

Für die meisten Surfer dürfte heutzutage „WWW“ und „Internet“ so ziemlich das gleiche sein. Da mag der geschichtsbewusste Technikfreak noch so oft betonen, dass das Internet viel älter und viel mehr ist als das WWW.

Fast alles, was mit Internet oder noch genereller „Online“ zu tun hat, lässt sich heute im Browser erledigen. Selbst E-Mail, einer der ältesten Dienste und einer derer, für den es noch weit verbreitete Clients außerhalb des Browsers gibt, wird von vielen Nutzern nur noch in Form von Web-Mail benutzt. Richtig erfolgreiche Internet-Applikationen, die nicht im Browser funktionieren, heißen heute z.B. „World of Warcraft“ oder „Second Life“ – nur noch besonders Grafikintensives also, das den Browser überfordert.

Es gab aber mal eine Zeit, da viele Nutzer zwar Internet-Zugang hatten, aber keine Möglichkeit, das noch junge WWW mit einem Webbrowser zu durchstöbern. Die Gründe dafür können vielfältig gewesen sein: Modemzugang nur zu E-Mail-Diensten, Nur-Text-Terminals in der Uni, Rechner, die von Administratoren verwaltet wurden, die kein Interesse hatten, einen Webbrowser zu installieren. Aber E-Mail: Das hatte beinah jeder. In dieser Zeit kamen WWW-E-Mail-Gateways auf.

Mit E-Mail konnte man fast alles erledigen. Nicht nur mit Menschen, sondern auch mit Maschinen kommunizieren. Also z.B. den Befehl zum Abonnieren einer Mailingliste an den Mailinglistenserver schicken. In der Funktion sind E-Mail-Gateways zu Applikationen auch heute noch verbreitet. Eine E-Mail an eine Sammeladresse einer Mailingsliste zu schicken: Auch da steht ein Programm im Hintergrund, dass die E-Mail entgegennimmt und weiterverteilt.

Statt weiterzuverteilen könnte das Programm auch alles mögliche andere tun. Z.B. nachschauen, ob ein Befehl in der Mail steht, ihn ausführen und das Ergebnis an den Nutzer zurückschicken. Genau das tun WWW-E-Mail-Gateways. Heute gibt es da dafür z.B. noch www4mail oder den kommerziellen Dienst PageGetter.com. Letzterer funktioniert ohne weitere Anmeldung. Probieren Sie’s ganz einfach mal aus und schreiben Sie eine solche Mail:


Empfänger: web@PageGetter.com
Betreff: leer oder egal oder was auch immer
Text: http://www.blogs.uni-osnabrueck.de/theleprompt/

Ein paar Minuten später trudelt eine HTML-Mail bei Ihnen ein, die die Startseite des Theleprompt-Blogs enthält. Ist das nicht toll? Nun ja, sie mögen gähnen. Aber! Es gibt auch heute noch interessante Anwendungen für so etwas. Webinhalte werden zum Beispiel immer häufiger mittels Geotargeting gefiltert. Das lässt sich so eventuell umgehen.

An diese alte und 2008 sehr von-hinten-durch-die-Brust-ins-Auge anmutende Technik habe ich mich heute erinnert, als ich aus aktuellem Anlass nach „IMDb offline“ gegoogelt habe. Und siehe da: Die IMDb bietet auch heute noch ein tolles E-Mail-Interface an (außerdem – und das ist viel aufregender die komplette Datenbank zum Download). Probieren Sie’s:

Empfänger: mail-server@imdb.com
Betreff: leer oder egal oder was auch immer
Text: ACTOR Strack, Günter

Und schwuppdiwupp gibt’s eine Mail zurück, in der alle Günter-Strack-Filme und -TV-Serienfolgen aufgelistet sind. Grandios!