WWW over E-Mail

Für die meisten Surfer dürfte heutzutage „WWW“ und „Internet“ so ziemlich das gleiche sein. Da mag der geschichtsbewusste Technikfreak noch so oft betonen, dass das Internet viel älter und viel mehr ist als das WWW.

Fast alles, was mit Internet oder noch genereller „Online“ zu tun hat, lässt sich heute im Browser erledigen. Selbst E-Mail, einer der ältesten Dienste und einer derer, für den es noch weit verbreitete Clients außerhalb des Browsers gibt, wird von vielen Nutzern nur noch in Form von Web-Mail benutzt. Richtig erfolgreiche Internet-Applikationen, die nicht im Browser funktionieren, heißen heute z.B. „World of Warcraft“ oder „Second Life“ – nur noch besonders Grafikintensives also, das den Browser überfordert.

Es gab aber mal eine Zeit, da viele Nutzer zwar Internet-Zugang hatten, aber keine Möglichkeit, das noch junge WWW mit einem Webbrowser zu durchstöbern. Die Gründe dafür können vielfältig gewesen sein: Modemzugang nur zu E-Mail-Diensten, Nur-Text-Terminals in der Uni, Rechner, die von Administratoren verwaltet wurden, die kein Interesse hatten, einen Webbrowser zu installieren. Aber E-Mail: Das hatte beinah jeder. In dieser Zeit kamen WWW-E-Mail-Gateways auf.

Mit E-Mail konnte man fast alles erledigen. Nicht nur mit Menschen, sondern auch mit Maschinen kommunizieren. Also z.B. den Befehl zum Abonnieren einer Mailingliste an den Mailinglistenserver schicken. In der Funktion sind E-Mail-Gateways zu Applikationen auch heute noch verbreitet. Eine E-Mail an eine Sammeladresse einer Mailingsliste zu schicken: Auch da steht ein Programm im Hintergrund, dass die E-Mail entgegennimmt und weiterverteilt.

Statt weiterzuverteilen könnte das Programm auch alles mögliche andere tun. Z.B. nachschauen, ob ein Befehl in der Mail steht, ihn ausführen und das Ergebnis an den Nutzer zurückschicken. Genau das tun WWW-E-Mail-Gateways. Heute gibt es da dafür z.B. noch www4mail oder den kommerziellen Dienst PageGetter.com. Letzterer funktioniert ohne weitere Anmeldung. Probieren Sie’s ganz einfach mal aus und schreiben Sie eine solche Mail:


Empfänger: web@PageGetter.com
Betreff: leer oder egal oder was auch immer
Text: http://www.blogs.uni-osnabrueck.de/theleprompt/

Ein paar Minuten später trudelt eine HTML-Mail bei Ihnen ein, die die Startseite des Theleprompt-Blogs enthält. Ist das nicht toll? Nun ja, sie mögen gähnen. Aber! Es gibt auch heute noch interessante Anwendungen für so etwas. Webinhalte werden zum Beispiel immer häufiger mittels Geotargeting gefiltert. Das lässt sich so eventuell umgehen.

An diese alte und 2008 sehr von-hinten-durch-die-Brust-ins-Auge anmutende Technik habe ich mich heute erinnert, als ich aus aktuellem Anlass nach „IMDb offline“ gegoogelt habe. Und siehe da: Die IMDb bietet auch heute noch ein tolles E-Mail-Interface an (außerdem – und das ist viel aufregender die komplette Datenbank zum Download). Probieren Sie’s:

Empfänger: mail-server@imdb.com
Betreff: leer oder egal oder was auch immer
Text: ACTOR Strack, Günter

Und schwuppdiwupp gibt’s eine Mail zurück, in der alle Günter-Strack-Filme und -TV-Serienfolgen aufgelistet sind. Grandios!

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